Planungssicherheit ist wichtig — Statutenänderung bei BMH zugunsten von Defence
Unser Augenmerk liegt derzeit klar auf dem Wachstum im Mittelstand. Nach einer Phase spürbarer Zurückhaltung sehen wir, dass viele Unternehmen Projekte und Investitionen verschieben – aus Unsicherheit darüber, wie sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen, Energiepreise und politische Reformvorhaben tatsächlich entwickeln. Gerade der Mittelstand wartet ab, ob die angekündigten Reformen in Steuerrecht, Bürokratieabbau und Digitalisierung tatsächlich greifen.
Dabei erleben wir, dass Umsetzungsprobleme und hohe regulatorische Anforderungen oft das eigentliche Hindernis darstellen. Viele Förder- und Beteiligungsprogramme benötigen einen großen administrativen Aufwand und schlicht zu viele Fachleute, um sie zügig auf den Weg zu bringen. Trotz dieser Herausforderungen konnten wir in diesem Jahr bereits rund 40 Finanzierungen realisieren, darunter mehrere Neu-Investments. — Das zeigt: Der Kapitalbedarf und der Wille zur Entwicklung sind da, aber die Entscheidungsprozesse dauern länger.
Wir haben unsere Investitionsrichtlinien im Jahr 2025 erweitert, um künftig auch Engagements im Bereich Defence und sicherheitsnahe Dual-Use-Technologien zu ermöglichen. – Hintergrund dieser Entscheidung ist die zunehmend strategische Bedeutung von Sicherheit, Resilienz und technologischer Souveränität für Wirtschaft und Gesellschaft. Viele Innovationen, die ursprünglich aus dem zivilen Umfeld stammen – etwa in den Bereichen Digitalisierung, Datenanalyse, Sensorik, Kommunikation, Energieversorgung oder Werkstofftechnik – haben heute eine doppelte, zivile wie sicherheitsrelevante Verwendung.
Gerade für den Mittelstand und innovationsgetriebene Start-ups eröffnet sich hier ein neues, wachstumsstarkes Feld: Zahlreiche Unternehmen verfügen über Kompetenzen und Produkte, die sich in sicherheitskritischen Anwendungen einsetzen lassen, etwa in Logistik, Energie, Cybersecurity oder Fertigung. Mit der Anpassung unserer Beteiligungsgrundsätze schaffen wir die Möglichkeit, diese Unternehmen künftig zu begleiten – sei es bei Nachfolgelösungen, Carve-outs oder Innovations- und Wachstumsfinanzierungen. Wir sehen darin eine veritable Chance für den deutschen Mittelstand, seine technologische Stärke in neue Wertschöpfungsketten einzubringen und so zu wirtschaftlicher wie gesellschaftlicher Resilienz beizutragen. Unser Ziel ist es, Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und sicherheitsrelevante Technologieentwicklung in Hessen langfristig zu stärken.
Die Stimmung in der Beteiligungsbranche ist derzeit verhalten bis vorsichtig optimistisch. Die Unsicherheit über Wirtschaft, Zinsen und politische Rahmenbedingungen wirkt sich auf die Investitionsbereitschaft aus. Ein besonders häufig diskutiertes Thema ist das Exit-Risiko: Börsengänge finden selten statt, und Verkäufe zu den kalkulierten Bewertungsniveaus sind zunehmend schwer zu realisieren. Die Frage nach dem „richtigen Preis“ ist allgegenwärtig.
Gerade in diesem Umfeld zeigt sich der Vorteil unseres Modells. Die BMH kann Unternehmen über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg begleiten – von der frühen Innovationsphase über Wachstumsfinanzierungen bis hin zu Nachfolgelösungen. Dabei sehen wir in der Frühphase zwar weniger Dynamik als früher, aber nach wie vor Interesse, insbesondere für technologieorientierte Start-ups mit hoher Innovationskraft – wie im Fall von etalytics, einem Energy-Tech Startup, bei dem BMH seit der Seed-Runde beteiligt ist. Ein weiteres Beispiel ist das Deep-Tech-Start up HCP Sense, ein Sensorik-Spezialist, in den BMH als Leadinvestor investiert ist.
Bei Unternehmen in der Wachstumsphase ist die Entwicklung eher verhalten: Viele suchen Kapital für Digitalisierung, Expansion oder Internationalisierung, sind aber selektiver in ihren Risikopositionen. In diesem Bereich haben wir beispielsweise der BRAIN Biotech AG, eine Wachstumsfinanzierung in Höhe von 5 Mio. Euro zum Ausbau seiner F&E Aktivitäten zur Verfügung gestellt. – Bei Nachfolgelösungen bleibt die Nachfrage konstant. Hier unterstützen wir Unternehmer dabei, ihr Lebenswerk in neue Hände zu übergeben – wie etwa zuletzt bei Dataforce, einem Anbieter von Marktdaten und Analysen für die Automobilindustrie, wo wir bereits zum zweiten Mal einen Management-Buy-Out begleitet haben. Die langfristige, partnerschaftliche Aufstellung ist dabei ein entscheidender Stabilitätsfaktor – für unsere Portfoliounternehmen ebenso wie für die hessische Wirtschaft insgesamt.
Dr. Steffen Huth ist seit 2021 Geschäftsführer der bmh Beteiligungs-Managementgesellschaft Hessen mbH. Vor seiner Tätigkeit für bmh Hessen war er für die Beteiligungsgesellschaft abacus alpha GmbH als Investment Manager tätig. Dort übernahm er auch operative Verantwortung als Geschäftsführer innerhalb des Portfolios