ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Dr. Steffen Huth

Planungssicherheit ist wichtig — Statutenänderung bei BMH zugunsten von Defence

Dazu 3 Fragen an Dr. Steffen Huth

BMH
Foto: Dr. Stef­fen Huth
29. Okto­ber 2025

Die BMH kann aufgrund ihrer Philo­so­phie und Fonds-Situa­­tion — 450 Mio. Euro (AuM) und in der Histo­rie bislang in rund 500 Unter­neh­men inves­tiert — Unter­neh­men über den gesam­ten Lebens­zy­klus mit Eigen­ka­pi­tal unter­stüt­zen. Unter­neh­mer benö­ti­gen Planungs­si­cher­heit. Warum diese derzeit so schwer zu bekom­men ist und wie die Stim­mung im Mittel­stand ist.


Dazu 3 Fragen an Dr. Stef­fen Huth, Geschäfts­füh­rer bei der BMH

1. Worauf ruht jetzt im Herbst und in der aktu­el­len Situa­tion Ihr Augenmerk?

Unser Augen­merk liegt derzeit klar auf dem Wachs­tum im Mittel­stand. Nach einer Phase spür­ba­rer Zurück­hal­tung sehen wir, dass viele Unter­neh­men Projekte und Inves­ti­tio­nen verschie­ben – aus Unsi­cher­heit darüber, wie sich wirt­schaft­li­che Rahmen­be­din­gun­gen, Ener­gie­preise und poli­ti­sche Reform­vor­ha­ben tatsäch­lich entwi­ckeln. Gerade der Mittel­stand wartet ab, ob die ange­kün­dig­ten Refor­men in Steu­er­recht, Büro­kra­tie­ab­bau und Digi­ta­li­sie­rung tatsäch­lich greifen.

Dabei erle­ben wir, dass Umset­zungs­pro­bleme und hohe regu­la­to­ri­sche Anfor­de­run­gen oft das eigent­li­che Hinder­nis darstel­len. Viele Förder- und Betei­li­gungs­pro­gramme benö­ti­gen einen großen admi­nis­tra­ti­ven Aufwand und schlicht zu viele Fach­leute, um sie zügig auf den Weg zu brin­gen. Trotz dieser Heraus­for­de­run­gen konn­ten wir in diesem Jahr bereits rund 40 Finan­zie­run­gen reali­sie­ren, darun­ter mehrere Neu-Invest­ments. — Das zeigt: Der Kapi­tal­be­darf und der Wille zur Entwick­lung sind da, aber die Entschei­dungs­pro­zesse dauern länger. 

2. Inves­tiert die BMH inzwi­schen auch im Defence-Sektor?

Wir haben unsere Inves­ti­ti­ons­richt­li­nien im Jahr 2025 erwei­tert, um künf­tig auch Enga­ge­ments im Bereich Defence und sicher­heits­nahe Dual-Use-Tech­no­lo­gien zu ermög­li­chen. – Hinter­grund dieser Entschei­dung ist die zuneh­mend stra­te­gi­sche Bedeu­tung von Sicher­heit, Resi­li­enz und tech­no­lo­gi­scher Souve­rä­ni­tät für Wirt­schaft und Gesell­schaft. Viele Inno­va­tio­nen, die ursprüng­lich aus dem zivi­len Umfeld stam­men – etwa in den Berei­chen Digi­ta­li­sie­rung, Daten­ana­lyse, Senso­rik, Kommu­ni­ka­tion, Ener­gie­ver­sor­gung oder Werk­stoff­tech­nik – haben heute eine doppelte, zivile wie sicher­heits­re­le­vante Verwendung.

Gerade für den Mittel­stand und inno­va­ti­ons­ge­trie­bene Start-ups eröff­net sich hier ein neues, wachs­tums­star­kes Feld: Zahl­rei­che Unter­neh­men verfü­gen über Kompe­ten­zen und Produkte, die sich in sicher­heits­kri­ti­schen Anwen­dun­gen einset­zen lassen, etwa in Logis­tik, Ener­gie, Cyber­se­cu­rity oder Ferti­gung. Mit der Anpas­sung unse­rer Betei­li­gungs­grund­sätze schaf­fen wir die Möglich­keit, diese Unter­neh­men künf­tig zu beglei­ten – sei es bei Nach­fol­ge­lö­sun­gen, Carve-outs oder Inno­va­tions- und Wachs­tums­fi­nan­zie­run­gen. Wir sehen darin eine veri­ta­ble Chance für den deut­schen Mittel­stand, seine tech­no­lo­gi­sche Stärke in neue Wert­schöp­fungs­ket­ten einzu­brin­gen und so zu wirt­schaft­li­cher wie gesell­schaft­li­cher Resi­li­enz beizu­tra­gen. Unser Ziel ist es, Inno­va­tion, Wett­be­werbs­fä­hig­keit und sicher­heits­re­le­vante Tech­no­lo­gie­ent­wick­lung in Hessen lang­fris­tig zu stärken.

3. Welche Stim­mun­gen nehmen Sie bei (PE-) Konfe­ren­zen jetzt wahr?

Die Stim­mung in der Betei­li­gungs­bran­che ist derzeit verhal­ten bis vorsich­tig opti­mis­tisch. Die Unsi­cher­heit über Wirt­schaft, Zinsen und poli­ti­sche Rahmen­be­din­gun­gen wirkt sich auf die Inves­ti­ti­ons­be­reit­schaft aus. Ein beson­ders häufig disku­tier­tes Thema ist das Exit-Risiko: Börsen­gänge finden selten statt, und Verkäufe zu den kalku­lier­ten Bewer­tungs­ni­veaus sind zuneh­mend schwer zu reali­sie­ren. Die Frage nach dem „rich­ti­gen Preis“ ist allgegenwärtig.

Gerade in diesem Umfeld zeigt sich der Vorteil unse­res Modells. Die BMH kann Unter­neh­men über ihren gesam­ten Lebens­zy­klus hinweg beglei­ten – von der frühen Inno­va­ti­ons­phase über Wachs­tums­fi­nan­zie­run­gen bis hin zu Nach­fol­ge­lö­sun­gen. Dabei sehen wir in der Früh­phase zwar weni­ger Dyna­mik als früher, aber nach wie vor Inter­esse, insbe­son­dere für tech­no­lo­gie­ori­en­tierte Start-ups mit hoher Inno­va­ti­ons­kraft – wie im Fall von etaly­tics, einem Energy-Tech Startup, bei dem BMH seit der Seed-Runde betei­ligt ist. Ein weite­res Beispiel ist das Deep-Tech-Start up HCP Sense, ein Senso­rik-Spezia­list, in den BMH als Lead­in­ves­tor inves­tiert ist.

Bei Unter­neh­men in der Wachs­tums­phase ist die Entwick­lung eher verhal­ten: Viele suchen Kapi­tal für Digi­ta­li­sie­rung, Expan­sion oder Inter­na­tio­na­li­sie­rung, sind aber selek­ti­ver in ihren Risi­ko­po­si­tio­nen. In diesem Bereich haben wir beispiels­weise der BRAIN Biotech AG, eine Wachs­tums­fi­nan­zie­rung in Höhe von 5 Mio. Euro zum Ausbau seiner F&E Akti­vi­tä­ten zur Verfü­gung gestellt. – Bei Nach­fol­ge­lö­sun­gen bleibt die Nach­frage konstant. Hier unter­stüt­zen wir Unter­neh­mer dabei, ihr Lebens­werk in neue Hände zu über­ge­ben – wie etwa zuletzt bei Data­force, einem Anbie­ter von Markt­da­ten und Analy­sen für die Auto­mo­bil­in­dus­trie, wo wir bereits zum zwei­ten Mal einen Manage­ment-Buy-Out beglei­tet haben. Die lang­fris­tige, part­ner­schaft­li­che Aufstel­lung ist dabei ein entschei­den­der Stabi­li­täts­fak­tor – für unsere Port­fo­lio­un­ter­neh­men ebenso wie für die hessi­sche Wirt­schaft insgesamt.

 

Dr. Stef­fen Huth ist seit 2021 Geschäfts­füh­rer der bmh Betei­li­gungs-Manage­ment­ge­sell­schaft Hessen mbH. Vor seiner Tätig­keit für bmh Hessen war er für die Betei­li­gungs­ge­sell­schaft abacus alpha GmbH als Invest­ment Mana­ger tätig. Dort über­nahm er auch opera­tive Verant­wor­tung als Geschäfts­füh­rer inner­halb des Portfolios

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