ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Trends im Healthcare-Sektor

Dazu 3 Fragen an Dr. Martin Viciano Gofferje

Gleiss Lutz, Berlin
Foto: Martin Viciano Gofferje
17. Mai 2018

Im Jahr 2016 waren drei der vier größ­ten Über­nah­men von Private Equity-Fonds im Gesund­heits­sek­tor Public-to-Private-Tran­s­ak­­tio­­nen. Im April 2017 haben zwei Private-Equity-(PE-) Fonds 5,3 Milli­ar­den Euro für die deut­sche Stada Arznei­mit­tel AG gebo­ten, kein Einzel­fall. Welt­weit ist ein Trend zu beob­ach­ten: die Über­nahme börsen­no­tier­ter Heal­th­­care-Unter­­neh­­men durch PE-Fonds. Solche Public-to-Private-(P2P-)Transaktionen haben bereits 2016 maßgeb­lich dazu beigetra­gen, dass das Volu­men neuer Betei­li­gun­gen von PE-Fonds im Gesund­heits­sek­tor um knapp 60 Prozent auf 36,4 Milli­ar­den US-Dollar ange­stie­gen ist. Bei drei der vier größ­ten Über­nah­men erwar­ben Betei­li­gungs­ge­sell­schaf­ten an der Börse gehan­delte Aktien. — Wie sehen die aktu­el­len Trends aus?


Dazu 3 Fragen an Dr. Martin Viciano Gofferje, Part­ner, Corporate/M&A, Gleiss Lutz, Berlin

1. Sie haben gerade Inte­ger bei einer 600 Mio USD-Trans­ak­tion bera­ten. Im Health­care-Bereich ist eine wach­sende Dyna­mik zu beob­ach­ten, in welchen Sekto­ren ist diese beson­ders ausgeprägt?
Sie haben gerade Inte­ger bei einer 600 Mio USD-Trans­ak­tion bera­ten. Im Health­care-Bereich ist eine wach­sende Dyna­mik zu beob­ach­ten, in welchen Sekto­ren ist diese beson­ders ausge­prägt? Ein Thema, das auch über die nächs­ten Jahre den Health­care-Bereich weiter prägen wird, ist der Mega­trend Digi­tal-Health. Wir sehen dort eine sehr starke Startup-Akti­vi­tät, die sich beispiels­weise in groß­vo­lu­mi­gen Finan­zie­rungs­run­den äußert. Jüngs­tes Beispiel aus unse­rer Praxis ist die Serie A Finan­zie­rung über insge­samt 270 Millio­nen US-Dollar von BioNTech, das größte nicht börsen­no­tierte biophar­ma­zeu­ti­sche Unter­neh­men Euro­pas. Im Grunde ist der Trend zu groß­vo­lu­mi­gen Health­care-Trans­ak­tio­nen nicht neu – er hat im Gegen­teil schon über Jahre Bestand. Da die Health­care-Bran­che aber in sich wiederum stark ausdif­fe­ren­ziert ist, fand und findet die Konso­li­die­rung in den verschie­de­nen Sekto­ren in unter­schied­li­chem Tempo und zu verschie­de­nen Zeit­punk­ten statt: Seit Jahren gibt es einen unge­bro­che­nen Trend zur Konso­li­die­rung im Phar­ma­sek­tor, im Kran­ken­haus­sek­tor hat der Trend etwas nach­ge­las­sen, da die meis­ten großen Ketten bereits konso­li­diert sind. Aktu­ell besteht ein Konso­li­die­rungs­trend im Markt der Versand­han­del­sapo­the­ken; hier bleibt abzu­war­ten, inwie­fern die neue Regie­rung durch verän­derte recht­li­che Rahmen­be­din­gun­gen den Markt beein­flus­sen wird.
2. Können Sie für die nächs­ten Jahre einen Trend ausmachen?
Die euro­päi­sche Medi­zin­tech­nik­in­dus­trie muss ab 2020 deut­lich stren­gere regu­la­to­ri­sche Anfor­de­run­gen erfül­len, ausge­löst durch die neue EU-Medi­zin­pro­duk­te­ver­ord­nung. Auf Grund dieser recht­li­chen Entwick­lun­gen erwar­ten wir einen zuneh­men­den Trend zur Konso­li­die­rung gerade im MedTech-Markt. Gerade kleine und mitt­lere Unter­neh­men stel­len die neuen Anfor­de­run­gen in Bezug auf Wirk­sam­keits-/Unbe­denk­lich­keits­nach­weise vor Markt­ein­tritt sowie Doku­men­ta­ti­ons-/Über­wa­chungs­pflich­ten orga­ni­sa­to­risch und finan­zi­ell vor Heraus­for­de­run­gen. Dies stärkt die Posi­tion von großen Unter­neh­men und Konzer­nen mit ihren etablier­ten Quali­täts­ma­nage­ment­struk­tu­ren und einge­üb­ten Regu­la­tory Abtei­lun­gen. Gleich­zei­tig steigt der Kapi­tal­be­darf insbe­son­dere für kleine und mitt­lere Unter­neh­men. Beides bildet grund­sätz­lich eine gute Ausgangs­po­si­tion für M&A‑Transaktionen. Denn die anste­hen­den regu­la­to­ri­schen Ände­run­gen sind ledig­lich ein tempo­rä­res Phäno­men; die Nach­frage nach inno­va­ti­ven Medi­zin­pro­duk­ten wird aller Voraus­sicht nach weiter wach­sen. Ein lnvest­ment in ein gut aufge­stell­tes Medi­zin­pro­dukte-Unter­neh­men als „Basis” kann eine gute Grund­lage für weitere stra­te­gi­sche Akqui­si­tio­nen sein, um ein regu­la­to­risch stark aufge­stell­tes und auch für die Gewin­nung von quali­fi­zier­tem Perso­nal attrak­ti­ves Medtech-Unter­neh­men mit einem soli­den Produkt­kern zu formen.
3. Worin liegen beson­dere Proble­ma­ti­ken bei Healthcare-Transaktionen?
Einige Bran­chen, darun­ter neben dem Health­care-Sektor beispiels­weise Ener­gie oder Tele­kom­mu­ni­ka­tion, unter­lie­gen beson­ders strik­ten regu­la­to­ri­schen Vorga­ben und erfah­ren immer wieder tief­grei­fende Verän­de­run­gen auf Grund neuer Vorschrif­ten des Gesetz­ge­bers. Das stellt uns bei Health­care-Trans­ak­tio­nen vor schwie­rige Fragen im regu­la­to­ri­schen Bereich. Daher spielt es eine große Rolle, dass ein einge­spiel­tes Trans­ak­ti­ons­team tätig ist, dem auch Exper­ten für die regu­la­to­ri­schen Fragen im Health­care-Sektor ange­hö­ren. Als Full-Service-Kanz­lei arbei­ten wir regel­mä­ßig fach­ge­biets­über­grei­fend sehr eng mit unse­ren auf den Gesund­heits­sek­tor spezia­li­sier­ten Anwäl­ten zusam­men, die über ausge­wie­sene Bran­chen­ex­per­tise verfü­gen. So garan­tie­ren wir, dass unsere Mandan­ten auch für die in Trans­ak­tio­nen im Health­care-Bereich auftre­ten­den hoch­kom­ple­xen regu­la­to­ri­schen Themen umfas­sende und pass­ge­naue Bera­tung erhalten. 

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