Private Debt rückt auf den Radarschirm der CFOs
Idinvest Partners
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5. Oktober 2017
1. Seit 2007 war Idinvest Partners von Paris im deutschen Markt aktiv. Im Jahr 2017 haben Sie ein Büro für den Bereich Private Debt in Frankfurt eröffnet. Welche Chancen und Markttrends sehen Sie hierzulande?
Grundsätzlich ist Deutschland traditionell ein stark Banken-getriebener Markt. In den vergangenen vier Jahren wurden rund drei Viertel der Kredittransaktionen von Banken abgewickelt, im vergangenen Jahr stieg diese Zahl sogar auf über 80 Prozent. Im ersten Halbjahr 2017 konnten die Kreditfonds ihren Marktanteil (gemessen an der Anzahl der Deals) aber wieder auf 30 Prozent erhöhen. Zudem beobachten wir im Private Debt-Bereich eine signifikante Verlagerung von Mezzanine- auf Unitranche-Finanzierungen. Diese befinden sich derzeit auf Rekordniveau. Das zeigt, dass kleine und mittelständische Unternehmen zunehmend die Vorteile von Private Debt-Finanzierungen für sich erkennen. Deutschland verfügt über eine weltweit einzigartige Landschaft solcher Unternehmen. Gleichzeitig sind institutionelle Investoren im Niedrigzinsumfeld auf der Suche nach alternativen Investments mit regelmäßigen Erträgen und einem soliden Rendite/Risiko-Profil.
Idinvest Partners hat in den vergangenen 20 Jahren Finanzierungen für mehr als 4.000 KMUs in ganz Europa gestellt. Wir sehen also einen unter mehreren Gesichtspunkten interessanten Markt, der zu unserer DNA passt und erwarten daher entsprechendes Wachstumspotential. Dieses werden wir neben unseren klassischen Fremdkapitallösungen auch mit Produktneuheiten erschließen, die der europäische Markt bisher noch nicht kennt: unser neuer Fonds bietet hochinnovative Finanzierungslösungen für Asset Finance, also der Finanzierung von Produktionsanlagen in investitionsintensiven Industrien.
2. Wie differenziert sich der Private Debt-Markt in Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern?
Der deutsche Private Debt-Markt ist im europäischen Vergleich noch eher unterentwickelt, insbesondere im Vergleich zu Großbritannien und Frankreich. Das liegt unter anderem an der bereits erwähnten Treue der KMUs gegenüber den klassischen Banken. Durch die regulatorischen Anforderungen – insbesondere Basel III – und strengere Auflagen bei der Kreditvergabe ändert sich das aber derzeit, Banken werden zurückhaltender bei der Kreditvergabe. Gleichzeitig befindet sich Deutschland in einer wirtschaftlich sehr erfolgreichen Phase, die wesentlich von kleinen und mittelständischen Unternehmen getragen wird. Diese Unternehmen fragen sich, wie sie Wachstum und internationale Expansion finanzieren sollen – Stichwort „Hidden Champions“, von denen Deutschland über eine besonders große Zahl verfügt. Dazu kommt, dass der deutsche Mittelstand nach wie vor eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Private Equity-Firmen zeigt, die bisher im Zuge von LBOs und MBOs „Hauptabnehmer“ für Unitranche-Finanzierungen waren. Unter den KMUs setzt sich aber langsam die Erkenntnis durch, dass Private Debt auch ohne PE-Sponsor eine interessante Finanzierungsmethode ist, insbesondere für Wachstumsfinanzierungen.
3. Eine Private Debt-Finanzierung ist teuer. Welche Vorteile bietet eine Private Debt-Finanzierung im Vergleich zu einem Bankkredit?
Es gibt drei wesentliche Vorteile: Geschwindigkeit, Flexibilität und der Mangel an Alternativen zum Bankkredit. Eine Private Debt-Finanzierung kann innerhalb von fünf bis acht Wochen zustande kommen, weil nur ein einziger Verhandlungspartner involviert ist, es für eine Unitranche-Finanzierung nur einen einzelnen Darlehensvertrag gibt und – Stichwort Flexibilität – es sich um eine auf das Unternehmen und seine Situation maßgeschneiderte und passgenaue Lösung handelt. Das unterscheidet Private Debt auch vom Bankkredit: Private Debt stellt eine Alternative für Situationen dar, in denen sich Banken nicht engagieren können oder wollen, sei es aufgrund regulatorischer Bedingungen oder weil sie nicht tief genug in die komplexe Situation eines schnell wachsenden Unternehmens einsteigen können. Außerdem haben Kreditfonds die Flexibilität, auch kleinere Volumina zur Verfügung zu stellen, die unter denen z.B. einer Hochzinsanleihe liegen.
Daneben gibt es noch einen entscheidenden „weichen“ Faktor: für uns als Fremdkapitalgeber steht die enge Zusammenarbeit mit dem Management an erster Stelle. Wir investieren nicht in „Assets“, sondern in Unternehmen. Das Vertrauen in das Management spielt eine ebenso große Rolle wie die Performance-Kennzahlen. Wir teilen die unternehmerische Philosophie und sind aktive Partner der Kreditnehmer. Diese Zusammenarbeit ist gleichzeitig Teil unserer Risikoüberwachung und ‑minimierung für die Kreditgeber.