ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Philipp Sterkel

Carve Outs haben Konjunktur

Dazu 3 Fragen an Philipp Sterkel

Hypax in Berlin
Foto: Phil­ipp Sterkel
18. Juni 2025

Die aktu­el­len Markt­ent­wick­lun­gen verstär­ken das Bedürf­nis nach akti­ver Port­fo­lio­be­rei­ni­gung bei Corpo­ra­tes, damit einher­ge­hende Dive­st­ments im Hinblick auf non-core Geschäfts­be­rei­che liegen im Trend. Das Heraus­lö­sen bzw. Veräu­ße­run­gen von Unter­neh­mens­tei­len werfen komplexe Frage­stel­lun­gen auf, von der Steuer bis zu Opera­ti­ons. Bei rich­ti­gem Manage­ment jedoch bieten Carve-outs viel­ver­spre­chende Poten­tiale in der Wertsteigerung.


Dazu 3 Fragen an Phil­ipp Ster­kel, Co-Mana­ging Part­ner von Hypax in Berlin

1. HYPAX hat gerade Kapi­tal­zu­sa­gen von 120 Mio. Euro erhal­ten, das heißt, es besteht ein hohes Inter­esse an Ihrem Geschäfts­mo­dell. Warum glau­ben Sie, dass jetzt eine gute Zeit dafür ist?

Hypax hat Kapi­tal­zu­sa­gen von 120 Mio. Euro für die Euro­pean Invest­ment Deve­lo­p­ment GmbH und Co. KG erhal­ten, welche sich auf komplexe Unter­neh­mens­aus­glie­de­run­gen – soge­nannte Carve-Outs – konzen­triert. Das zeigt dass Inves­to­ren den struk­tu­rel­len Wandel im Markt erken­nen: viele Corpo­ra­tes stehen unter dem Druck, ihre Port­fo­lios zu fokus­sie­ren – sei es durch geopo­li­ti­sche Unsi­cher­heit, tech­no­lo­gi­sche Umbrü­che oder Rendi­te­er­war­tun­gen der Kapitalmärkte.

Carve-Outs sind daher kein Nischen­thema, sondern ein akti­ves stra­te­gi­sches Werkzeug.

Für uns als Carve-Out Spezia­list ist jetzt der ideale Moment, weil wir gezielt in solche Situa­tio­nen inves­tie­ren, bei denen klas­si­sche Inves­to­ren oft zurück­hal­tend sind – etwa aufgrund von Komple­xi­tät oder Geschwin­dig­keit. Dank unse­rer opera­ti­ven Exper­tise können wir solche Trans­ak­tio­nen nicht nur finan­zie­ren, sondern auch zügig und belast­bar umset­zen. Für uns ist das keine tempo­räre Oppor­tu­ni­tät, sondern ein lang­fris­tig rele­van­tes Segment mit star­kem struk­tu­rel­lem Rückenwind.

2. Welche Risi­ken gibt es bei Carve-Outs? Liegen die Heraus­for­de­run­gen eher beim Erwer­ber oder beim Verkäufer?

Die Heraus­for­de­run­gen sind auf beiden Seiten hoch, aber sie begin­nen meist beim Verkäu­fer: oft fehlt eine umfas­sende, voraus­schau­ende Tren­nungs­pla­nung. Viele Unter­neh­men unter­schät­zen, wie tief­grei­fend ein Carve-Out in nahezu alle Berei­che eines Unter­neh­mens eingreift – von recht­li­cher Struk­tu­rie­rung über IT, Versi­che­rung, Perso­nal, Finan­zie­rung, IP-Rechte bis hin zu Accoun­ting, Gover­nance und Steu­er­fra­gen. Das führt zu Unsi­cher­hei­ten, Verzö­ge­run­gen und im schlimms­ten Fall zu Deal-Abbrüchen.

Auf Käufer­seite liegt das Risiko darin, die tatsäch­li­che Umsetz­bar­keit eines Carve-Outs zu über­schät­zen – oder opera­tive Syner­gien zu früh einzu­pla­nen. Wich­tig ist: man kauft keinen voll­in­te­grier­ten Geschäfts­be­reich, sondern ein Konstrukt, das erst in die Eigen­stän­dig­keit über­führt werden muss – inklu­sive neuer IT-Infra­struk­tur, Finanz­sys­teme, Verträge, Mitar­bei­ter­bin­dung und Markt­po­si­tio­nie­rung. Wer hier mit „Buy-and-Forget“-Mentalität agiert, riskiert Wertverlust.

3. Wer managt dann den abge­spal­te­nen Unter­neh­mens­teil? Welche Regeln sind dabei zu befol­gen und was haben Sie damit vor?

Unser Ansatz basiert auf Part­ner­schaft mit dem Manage­ment. In der Regel bleibt das Führungs­team des abge­spal­te­nen Unter­neh­mens an Bord – es kennt das Geschäft, die Kunden und die opera­ti­ven Abläufe. Wir ergän­zen dieses Team gezielt um erfah­rene Exper­ten in Berei­chen wie Finance, Opera­ti­ons, IT oder Supply Chain, um die Eigen­stän­dig­keit ab Tag eins sicher­zu­stel­len. Dabei verste­hen wir uns nicht als Kontrol­leure, sondern als unter­neh­me­ri­scher Spar­rings­part­ner auf Augen­höhe, der Stra­te­gie, Umset­zungs­kom­pe­tenz und Kapi­tal vereint.

Carve-Outs folgen keinem Stan­dard­mo­dell – umso wich­ti­ger ist eine klare Struk­tur in der Tren­nung: Gover­nance, Prozesse, Compli­ance und Finanz-Report­ing müssen neu defi­niert und unab­hän­gig funk­ti­ons­fä­hig sein. Wir brin­gen dafür ein erprob­tes Setup mit – prag­ma­tisch, aber struk­tu­riert –, das wir flexi­bel auf die jewei­lige Situa­tion anpassen.

Nach­dem das Unter­neh­men stabi­li­siert wurde, liegt Mittel- bis lang­fris­ti­ges Ziel in der nach­hal­ti­gen Wert­ent­wick­lung. Dazu gehört neben Wachs­tum – etwa durch Inter­na­tio­na­li­sie­rung oder gezielte Zukäufe – auch die Verbes­se­rung der opera­ti­ven Effi­zi­enz. Wir analy­sie­ren Poten­ziale zur Opti­mie­rung von Kosten­struk­tu­ren, zur Redu­zie­rung von Kapi­tal­bin­dung sowie zur Neuaus­rich­tung der Finan­zie­rungs­struk­tur. Auch neue Inves­ti­tio­nen und Digi­ta­li­sie­rung spie­len hier eine Wich­tige Rolle. Unser Ziel ist ein wirt­schaft­lich robus­tes, fokus­sier­tes und wett­be­werbs­fä­hi­ges Unter­neh­men, mit einer nach­hal­ti­gen Posi­tio­nie­rung am Markt. Der Exit ist für uns kein kurz­fris­ti­ges Ziel, sondern das Ergeb­nis erfolg­rei­cher Aufbauarbeit.

 

Phil­ipp Sterkel

 

Phil­ipp Ster­kel ist Mana­ging Part­ner bei Hypax, einer in Berlin und London ansäs­si­gen Invest­ment­ge­sell­schaft, die sich auf die Über­nahme von Unter­neh­mens­aus­glie­de­run­gen (Corpo­rate Carve-outs) spezia­li­siert hat.

Vor seiner Tätig­keit bei Hypax war er Invest­ment Direc­tor bei CMP Capi­tal Manage­ment-Part­ners in Berlin und Prin­ci­pal bei Aure­lius in München. Herr Ster­kel begann seine Karriere im M&A‑Bereich bei J.P. Morgan Cazen­ove in London. Er studierte an der Univer­si­tät Mann­heim und der ESCP-EAP.

 

contact@hypax.com

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