
Carve Outs haben Konjunktur
Hypax hat Kapitalzusagen von 120 Mio. Euro für die European Investment Development GmbH und Co. KG erhalten, welche sich auf komplexe Unternehmensausgliederungen – sogenannte Carve-Outs – konzentriert. Das zeigt dass Investoren den strukturellen Wandel im Markt erkennen: viele Corporates stehen unter dem Druck, ihre Portfolios zu fokussieren – sei es durch geopolitische Unsicherheit, technologische Umbrüche oder Renditeerwartungen der Kapitalmärkte.
Carve-Outs sind daher kein Nischenthema, sondern ein aktives strategisches Werkzeug.
Für uns als Carve-Out Spezialist ist jetzt der ideale Moment, weil wir gezielt in solche Situationen investieren, bei denen klassische Investoren oft zurückhaltend sind – etwa aufgrund von Komplexität oder Geschwindigkeit. Dank unserer operativen Expertise können wir solche Transaktionen nicht nur finanzieren, sondern auch zügig und belastbar umsetzen. Für uns ist das keine temporäre Opportunität, sondern ein langfristig relevantes Segment mit starkem strukturellem Rückenwind.
Die Herausforderungen sind auf beiden Seiten hoch, aber sie beginnen meist beim Verkäufer: oft fehlt eine umfassende, vorausschauende Trennungsplanung. Viele Unternehmen unterschätzen, wie tiefgreifend ein Carve-Out in nahezu alle Bereiche eines Unternehmens eingreift – von rechtlicher Strukturierung über IT, Versicherung, Personal, Finanzierung, IP-Rechte bis hin zu Accounting, Governance und Steuerfragen. Das führt zu Unsicherheiten, Verzögerungen und im schlimmsten Fall zu Deal-Abbrüchen.
Auf Käuferseite liegt das Risiko darin, die tatsächliche Umsetzbarkeit eines Carve-Outs zu überschätzen – oder operative Synergien zu früh einzuplanen. Wichtig ist: man kauft keinen vollintegrierten Geschäftsbereich, sondern ein Konstrukt, das erst in die Eigenständigkeit überführt werden muss – inklusive neuer IT-Infrastruktur, Finanzsysteme, Verträge, Mitarbeiterbindung und Marktpositionierung. Wer hier mit „Buy-and-Forget“-Mentalität agiert, riskiert Wertverlust.
Unser Ansatz basiert auf Partnerschaft mit dem Management. In der Regel bleibt das Führungsteam des abgespaltenen Unternehmens an Bord – es kennt das Geschäft, die Kunden und die operativen Abläufe. Wir ergänzen dieses Team gezielt um erfahrene Experten in Bereichen wie Finance, Operations, IT oder Supply Chain, um die Eigenständigkeit ab Tag eins sicherzustellen. Dabei verstehen wir uns nicht als Kontrolleure, sondern als unternehmerischer Sparringspartner auf Augenhöhe, der Strategie, Umsetzungskompetenz und Kapital vereint.
Carve-Outs folgen keinem Standardmodell – umso wichtiger ist eine klare Struktur in der Trennung: Governance, Prozesse, Compliance und Finanz-Reporting müssen neu definiert und unabhängig funktionsfähig sein. Wir bringen dafür ein erprobtes Setup mit – pragmatisch, aber strukturiert –, das wir flexibel auf die jeweilige Situation anpassen.
Nachdem das Unternehmen stabilisiert wurde, liegt Mittel- bis langfristiges Ziel in der nachhaltigen Wertentwicklung. Dazu gehört neben Wachstum – etwa durch Internationalisierung oder gezielte Zukäufe – auch die Verbesserung der operativen Effizienz. Wir analysieren Potenziale zur Optimierung von Kostenstrukturen, zur Reduzierung von Kapitalbindung sowie zur Neuausrichtung der Finanzierungsstruktur. Auch neue Investitionen und Digitalisierung spielen hier eine Wichtige Rolle. Unser Ziel ist ein wirtschaftlich robustes, fokussiertes und wettbewerbsfähiges Unternehmen, mit einer nachhaltigen Positionierung am Markt. Der Exit ist für uns kein kurzfristiges Ziel, sondern das Ergebnis erfolgreicher Aufbauarbeit.
Philipp Sterkel
Philipp Sterkel ist Managing Partner bei Hypax, einer in Berlin und London ansässigen Investmentgesellschaft, die sich auf die Übernahme von Unternehmensausgliederungen (Corporate Carve-outs) spezialisiert hat.
Vor seiner Tätigkeit bei Hypax war er Investment Director bei CMP Capital Management-Partners in Berlin und Principal bei Aurelius in München. Herr Sterkel begann seine Karriere im M&A‑Bereich bei J.P. Morgan Cazenove in London. Er studierte an der Universität Mannheim und der ESCP-EAP.