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FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Private Debt rückt auf den Radarschirm der CFOs

Dazu 3 Fragen an Eric Gallerne

Idin­vest Partners
Foto: Eric Gallerne
5. Okto­ber 2017

Die Zeit, als die Banken das Geschäft mit Finan­zie­run­gen von Private Equity-Deals domi­nier­ten, ist auch in Deutsch­land vorbei. Immer mehr Private Debt-Fonds drän­gen auf den deut­schen Markt. Sie sehen viele Chan­cen für Private Debt als Finan­zie­rungs­bau­stein für wachs­tums­starke mittel­stän­di­sche Unternehmen.


Dazu 3 Fragen an für den Bereich Private Debt zustän­di­ger Part­ner von Idin­vest Part­ners in Paris

1. Seit 2007 war Idin­vest Part­ners von Paris im deut­schen Markt aktiv. Im Jahr 2017 haben Sie ein Büro für den Bereich Private Debt in Frank­furt eröff­net. Welche Chan­cen und Markt­trends sehen Sie hierzulande?

Grund­sätz­lich ist Deutsch­land tradi­tio­nell ein stark Banken-getrie­be­ner Markt. In den vergan­ge­nen vier Jahren wurden rund drei Vier­tel der Kredit­trans­ak­tio­nen von Banken abge­wi­ckelt, im vergan­ge­nen Jahr stieg diese Zahl sogar auf über 80 Prozent. Im ersten Halb­jahr 2017 konn­ten die Kredit­fonds ihren Markt­an­teil (gemes­sen an der Anzahl der Deals) aber wieder auf 30 Prozent erhö­hen. Zudem beob­ach­ten wir im Private Debt-Bereich eine signi­fi­kante Verla­ge­rung von Mezza­nine- auf Unitran­che-Finan­zie­run­gen. Diese befin­den sich derzeit auf Rekord­ni­veau. Das zeigt, dass kleine und mittel­stän­di­sche Unter­neh­men zuneh­mend die Vorteile von Private Debt-Finan­zie­run­gen für sich erken­nen. Deutsch­land verfügt über eine welt­weit einzig­ar­tige Land­schaft solcher Unter­neh­men. Gleich­zei­tig sind insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren im Nied­rig­zins­um­feld auf der Suche nach alter­na­ti­ven Invest­ments mit regel­mä­ßi­gen Erträ­gen und einem soli­den Rendi­te/­Ri­siko-Profil.

Idin­vest Part­ners hat in den vergan­ge­nen 20 Jahren Finan­zie­run­gen für mehr als 4.000 KMUs in ganz Europa gestellt. Wir sehen also einen unter mehre­ren Gesichts­punk­ten inter­es­san­ten Markt, der zu unse­rer DNA passt und erwar­ten daher entspre­chen­des Wachs­tums­po­ten­tial. Dieses werden wir neben unse­ren klas­si­schen Fremd­ka­pi­tal­lö­sun­gen auch mit Produkt­neu­hei­ten erschlie­ßen, die der euro­päi­sche Markt bisher noch nicht kennt: unser neuer Fonds bietet hoch­in­no­va­tive Finan­zie­rungs­lö­sun­gen für Asset Finance, also der Finan­zie­rung von Produk­ti­ons­an­la­gen in inves­ti­ti­ons­in­ten­si­ven Industrien.

2. Wie diffe­ren­ziert sich der Private Debt-Markt in Deutsch­land im Vergleich zu ande­ren euro­päi­schen Ländern?

Der deut­sche Private Debt-Markt ist im euro­päi­schen Vergleich noch eher unter­ent­wi­ckelt, insbe­son­dere im Vergleich zu Groß­bri­tan­nien und Frank­reich. Das liegt unter ande­rem an der bereits erwähn­ten Treue der KMUs gegen­über den klas­si­schen Banken. Durch die regu­la­to­ri­schen Anfor­de­run­gen – insbe­son­dere Basel III – und stren­gere Aufla­gen bei der Kredit­ver­gabe ändert sich das aber derzeit, Banken werden zurück­hal­ten­der bei der Kredit­ver­gabe. Gleich­zei­tig befin­det sich Deutsch­land in einer wirt­schaft­lich sehr erfolg­rei­chen Phase, die wesent­lich von klei­nen und mittel­stän­di­schen Unter­neh­men getra­gen wird. Diese Unter­neh­men fragen sich, wie sie Wachs­tum und inter­na­tio­nale Expan­sion finan­zie­ren sollen – Stich­wort „Hidden Cham­pi­ons“, von denen Deutsch­land über eine beson­ders große Zahl verfügt. Dazu kommt, dass der deut­sche Mittel­stand nach wie vor eine gewisse Zurück­hal­tung gegen­über Private Equity-Firmen zeigt, die bisher im Zuge von LBOs und MBOs „Haupt­ab­neh­mer“ für Unitran­che-Finan­zie­run­gen waren. Unter den KMUs setzt sich aber lang­sam die Erkennt­nis durch, dass Private Debt auch ohne PE-Spon­sor eine inter­es­sante Finan­zie­rungs­me­thode ist, insbe­son­dere für Wachstumsfinanzierungen.

3. Eine Private Debt-Finan­zie­rung ist teuer. Welche Vorteile bietet eine Private Debt-Finan­zie­rung im Vergleich zu einem Bankkredit?

Es gibt drei wesent­li­che Vorteile: Geschwin­dig­keit, Flexi­bi­li­tät und der Mangel an Alter­na­ti­ven zum Bank­kre­dit. Eine Private Debt-Finan­zie­rung kann inner­halb von fünf bis acht Wochen zustande kommen, weil nur ein einzi­ger Verhand­lungs­part­ner invol­viert ist, es für eine Unitran­che-Finan­zie­rung nur einen einzel­nen Darle­hens­ver­trag gibt und – Stich­wort Flexi­bi­li­tät – es sich um eine auf das Unter­neh­men und seine Situa­tion maßge­schnei­derte und pass­ge­naue Lösung handelt. Das unter­schei­det Private Debt auch vom Bank­kre­dit: Private Debt stellt eine Alter­na­tive für Situa­tio­nen dar, in denen sich Banken nicht enga­gie­ren können oder wollen, sei es aufgrund regu­la­to­ri­scher Bedin­gun­gen oder weil sie nicht tief genug in die komplexe Situa­tion eines schnell wach­sen­den Unter­neh­mens einstei­gen können. Außer­dem haben Kredit­fonds die Flexi­bi­li­tät, auch klei­nere Volu­mina zur Verfü­gung zu stel­len, die unter denen z.B. einer Hochz­ins­an­leihe liegen.
Dane­ben gibt es noch einen entschei­den­den „weichen“ Faktor: für uns als Fremd­ka­pi­tal­ge­ber steht die enge Zusam­men­ar­beit mit dem Manage­ment an erster Stelle. Wir inves­tie­ren nicht in „Assets“, sondern in Unter­neh­men. Das Vertrauen in das Manage­ment spielt eine ebenso große Rolle wie die Perfor­mance-Kenn­zah­len. Wir teilen die unter­neh­me­ri­sche Philo­so­phie und sind aktive Part­ner der Kredit­neh­mer. Diese Zusam­men­ar­beit ist gleich­zei­tig Teil unse­rer Risi­ko­über­wa­chung und ‑mini­mie­rung für die Kreditgeber.

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