1. Juni 2016
Ende 2015 zogen die Investitionen in Biotech in den USA nochmals kräftig an. Die gesamten US Venture Capital Investments beliefen sich auf 72,3 Milliarden USD. Der Biotech-Sektor bildete eine Ausnahme, allein im 4. Quartal wurden 2,47 Milliarden USD dorthin investiert, 25% mehr als das Jahr zuvor im 4. Quartal. Im gesamten Jahr 2015 wurde die Rekordsumme von 8,95 Milliarden USD in den Biotech-Sektor gepumpt. Wie sieht es in Deutschland auf diesem Sektor aus?
Dazu 3 Fragen an Geschäftsführer IZB Campus Martiensried
1. Im Silicon Valley steht Biotechnologie derzeit auf Platz 1. Wie kommt es, dass Biotech so stark ins Zentrum des Geschehens gerückt ist?
Die Biotechnologie ist einer der wirtschaftlichen Hoffnungsträger des laufenden Jahrhunderts. Außerdem liegt auch für viele schwerste Krankheiten die einzige gesundheitliche Hoffnung in biotechnologischen Lösungsansätzen. Auch wenn Amerika uns um Nasenlängen voraus ist, müssen wir uns nicht verstecken. Es gibt in einigen Regionen in Deutschland und speziell in Bayern, eine immerhin schon 20 Jahre alte Biotechbranche, die in Bezug auf die wissenschaftliche Basis den Vergleich zu den anderen Biotech-Regionen in der Welt nicht zu scheuen braucht.
Die Start-up Unternehmen im IZB und natürlich die ganze Branche arbeitet mit Hochdruck an Lösungen, auf die die Welt wartet. Ummantelungen von Brustimplantaten aus natürlich hergestellter Spinnenseide, die keine Abstoßungsreaktionen mehr hervorrufen. Geräte, die die gefürchteten resistenten Keime schon in einem Zeithorizont von 8 Minuten identifizieren können. Oder Antikörper aus Alpakas, mit denen Wissenschaftler in jedem Labor auf der Welt in der Hälfte der Zeit forschen können. Und nicht zu vergessen, der Kampf gegen Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer, an denen die besten Wissenschaftler der Welt forschen.
2. Was würden Sie als den “bottleneck” (Engpass) in diesem Sektor in Deutschland beschreiben?
Der Engpass ist die Finanzierung von Biotech-Unternehmen. In den Vereinigten Staaten ist diese viel leichter zu bekommen und um den Faktor 10 höher. Börsengänge von Biotech-Unternehmen sind in Europa derzeit nur schwer umsetzbar und auch das oft risikoaverse Investitionsverhalten des Kapitalmarktes begünstigt die Branche nicht! Ohne Business-Angels wie die Brüder Strüngmann oder Dietmar Hopp und einige wenige Venture Capital Gesellschaften, die trotz langer Entwicklungszeiten in die Biotechnologie investieren, würde es die Branche in Deutschland in der Form wohl nicht mehr geben.
Auch in Bezug auf die Steuerpolitik müssten mehr Anreize geschaffen werden. Investments in diese Branche sollten viel stärker begünstigen werden. Hier ist die Politik seit langem gefragt. Zum Glück konnten einige der IZB-Unternehmen alleine im Jahr 2015 Verträge über circa 630 Mio. Euro abschließen. Herausragend war der Deal von Baxalta, die das IZB-Unternehmen Suppremol für 200 Mio. Euro übernommen haben. Bei einer Kapitalerhöhung an der Nasdaq in New York hat die Pieris AG, wie geplant im Juli 2015 mehr als 9 Mio. Aktien platziert. Das ergibt einen Nettoertrag von 22,7 Mio. US-Dollar. Die Brache benötigt aber noch viel mehr Geld um verlässlich bestehende Unternehmen mit exzellenten Produktideen wachsen zu lassen und auch Neugründungen zu ermöglichen. Investments in die Biotechnologie geben viel Sinn, da zum einen hochinteressante Renditen erwirtschaftet werden können. Zum anderen aber auch das höchste Gut, das wir haben, nämlich unsere Gesundheit, mit neuen Medikamenten und Therapien immer nachhaltiger geschützt werden kann.
3. Wie grenzt sich das IZB Martinsried ab gegenüber anderen Biotech-Zentren in Deutschland?
Das IZB sitzt im Zentrum eines Wissenschaftscampus, wie es ihn weltweit nur wenige Male gibt. Umgeben von zwei Max-Planck-Instituten (Biochemie und Neurobiologie) sowie unter anderen den Lehrstühlen der Chemie, Pharmazie und der Biologie der Eliteuniversität LMU sowie dem Biomedizinischen Centrum, dem Demenz- und Schlaganfallzentrum, dem Systembiologischen Institut BioSys M und dem HelmholtzZentrum, arbeiten auf dem Campus circa 12.000 Wissenschaftler. Alle Einrichtungen sind innerhalb von 10 Minuten erreichbar. Natürlich findet das Networking auch mit den über 60 Hightech-Unternehmen im nahegelegenen Gewerbegebiet statt. Hierzu zählen zum Beispiel die beiden erfolgreichen und größten Biotechfirmen wie die Morphosys AG oder die MediGene AG. Viele IZB-Unternehmen kooperieren mit dem renommierten Klinikum Großhadern. Das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie IZB in Martinsried und Weihenstephan bietet Start-up Unternehmen ein enorm kreatives Umfeld im Bereich Spitzenforschung, exzellente Netzwerke und eine hochwertige Gebäudeinfrastruktur.
Das IZB beherbergt 63 Start-up Unternehmen, zwei Gastronomien, Konferenzraum-Management auch für externe Firmen, zwei Kindergärten bzw. Kinderkrippen wie auch eine Chemieschule für TA-Ausbildungen. Zudem hat das IZB 2015 ein Hotel mit 42 Zimmern für Gäste des Campus gebaut, um die nationalen und internationalen Besucher des Campus Martinsried adäquat beherbergen zu können. Last but not least haben wir zur intensiveren Vernetzung der genannten Entitäten den FacultyClub G2B (Gateway to Biotech) ins Leben gerufen, der inzwischen über 300 Mitglieder zählt. Mit ausgesuchten Events, wie zum Beispiel dem IZBrunch, der Biotech Presse-Lounge oder dem Munich Life Science Pitch Day, vernetzen wir die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Biotechfirmen und Venture Capital-Unternehmen. Auch für die nahe Zukunft sind Projekte geplant, die in die Infrastruktur des Hotspot for Life Sciences einzahlen.
Die Fördergesellschaft IZB mbH hat sich zu einem der Top Ten Biotechnologiezentren der Welt entwickelt. Sie wurde im Jahre 1995 gegründet und ist die Betreibergesellschaft der Innovations- und Gründerzentren Biotechnologie in Planegg-Martinsried und Freising Weihenstephan und . Auf 26.000 m² sind über 60 Biotech-Unternehmen mit mehr als 650 Mitarbeitern angesiedelt. Wesentliches Kriterium für den Erfolg des IZBs ist die räumliche Nähe zur Spitzenforschung der Ludwig-Maximilians-Universität und den renommierten Forschungseinrichtungen der Biotechnologie auf dem Campus Martinsried, wie zum Beispiel den Max-Planck-Instituten. Am Standort Planegg-Martinsried werden auf inzwischen 23.000 m² Start-Ups mit dem Schwerpunkt medizinische Biotechnologie beherbergt. Das IZB in Freising-Weihenstephan bietet seit 2002 auf 3.000 m² optimale Voraussetzungen für Unternehmensgründungen aus dem Bereich Life Science.
Der nächste „Life Science Pitch Day“ findet am 24.06.16 in Marinsried statt:
www.izb-online.de/de/veranstaltungsreader/life-science-pitch-day.html