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3 Fragen an kluge Köpfe
Foto: Dr. Tobias Fenck

Die Private Equity-Branche ändert sich massiv

Dazu 3 Fragen an Dr. Tobias Fenck

GÖRG in Frank­furt a. M.
Foto: Dr. Tobias Fenck
24. Septem­ber 2025

Auch der Private Equity-Sektor befin­det sich in einem rasan­ten Wandel, getrie­ben durch tech­no­lo­gi­sche Fort­schritte, regu­la­to­ri­sche Ände­run­gen und globale wirt­schaft­li­che Heraus­for­de­run­gen. Digi­tale Geschäfts­mo­delle, Cloud-Tech­­no­­lo­­gien und Künst­li­che Intel­li­genz (KI) bieten enorme Wachs­tums­chan­cen, kosten aber auch. Welche Trends prägen die Bran­che aktuell?


Dazu 3 Fragen an Dr. Tobias Fenck, Part­ner bei GÖRG in Frank­furt a. M.

1. Wie hat sich die Private Equity-Land­schaft in den letz­ten zwei Jahren hier­zu­lande verändert?

Bekann­ter­ma­ßen befin­det sich die Bran­che seit jeher im Fluss und wir bewe­gen uns aktu­ell in einem schwie­ri­gen Markt­um­feld. Nach meiner Beob­ach­tung verschwin­den aufgrund schwä­che­rer Perfor­mance und geschei­ter­ter Nach­fol­ge­re­ge­lung aktu­ell einige tradi­tio­nelle Spon­so­ren vom Markt bzw. wandeln sich in Secon­dary-Fonds. First-time-Teams / First-time-Funds wagen zwar ab und zu immer noch den Markt­ein­tritt, tun sich aber insge­samt deut­lich schwe­rer als vor 4 — 5 Jahren. Zudem ist erkenn­bar, dass pan-euro­päi­sche MidCap-Fonds Invest­ment­ak­ti­vi­tä­ten in Deutsch­land verstärkt in den Blick nehmen. Auch US-Inves­to­ren zeigen ange­sichts der aktu­el­len poli­ti­schen Unsi­cher­hei­ten im Heimat­markt wieder Inter­esse am deut­schen Markt. Größere Buy-Out Häuser haben unlängst das klei­nere Markt­seg­ment entdeckt und verfol­gen mit eige­nen Vehi­keln eben­falls buy-and-build cases. Insge­samt lässt sich aktu­ell eine Markt­kon­so­li­die­rung verzeich­nen (flight to quality).

Das Fund­rai­sing Umfeld (insbe­son­dere größe­rer Fonds) ist nach wie vor schwie­rig, auch wenn die Sicht auf Deutsch­land seit der Bundes­tags­wahl insge­samt posi­ti­ver ist. Zudem scheint aus Inves­to­ren­sicht die Attrak­ti­vi­tät von Deutsch­land (bzw. Europa) von der Unsi­cher­heit des US-Mark­tes zu profitieren.

Bezo­gen auf ihre Port­fo­lien verzeich­nen die Fonds aktu­ell längere Halte­pe­ri­oden. Am Markt sind weni­ger Exits zu beob­ach­ten, insge­samt auch zu nied­ri­ge­ren Returns. Conti­nua­tion Vehic­les als Exit-Kanal nehmen dabei weiter­hin zu.

2. Private Debt expan­diert weiter­hin welt­weit und erschließt neue Finan­zie­rungs­wege. Wie entwi­ckelt sich der Sektor in Deutschland?

Der Private Debt-Markt in Deutsch­land hat sich in den vergan­ge­nen Jahren enorm entwi­ckelt. Dies betrifft sowohl die Anzahl der Anbie­ter als auch der finan­zier­ten Trans­ak­tio­nen. Inzwi­schen sind in Deutsch­land sicher­lich rund zwei Dutzend Debt Fonds regel­mä­ßig in League Tables zu finden, wovon eine Hand voll beson­ders häufig finan­ziert. Bei den Anbie­tern handelt sich häufig um deut­sche Able­ger inter­na­tio­nal agie­ren­der Fonds mit US- oder UK-Hinter­grund. Inhalt­lich liegt der Fokus klar im Bereich Akqui­si­ti­ons­fi­nan­zie­rung. Hier stel­len die Debt Fonds inzwi­schen auf Jahres­ba­sis regel­mä­ßig mehr Finan­zie­run­gen als Banken. Ähnlich wie Private Equity sitzt auch Private Debt auf viel Dry Powder, was zu hohem Wett­be­werb bei „guten“ Trans­ak­tio­nen führt. Aufgrund ihrer größe­ren Flexi­bi­li­tät sind Debt Fonds zudem eher bereit, sich unge­wöhn­li­chere Finan­zie­rungs­struk­tu­ren anzusehen.

3. Welche Beob­ach­tun­gen machen Sie auf dem Trans­ak­ti­ons­markt? Gibt es viele Auktio­nen oder eher indi­vi­du­elle Deals?

Das erwar­tete starke M&A‑Jahr 2025 ist ange­sichts des Ausgangs der US-Wahlen, der hohen Ener­gie­preise und des allge­mei­nen wirt­schaft­li­chen und regu­la­to­ri­schen Umfelds bisher ausge­blie­ben. Es zeich­net sich nun aller­dings ein Jahres­end­spurt ab. Insge­samt gibt es weni­ger Trans­ak­tio­nen am Markt, insbe­son­dere Larger-Mid-Cap und Large-Cap-Trans­ak­tio­nen. Auch proprie­täre Trans­ak­tio­nen werden zuneh­mend weni­ger. Die Wahr­neh­mung ist natür­lich im Verhält­nis zu den sehr star­ken vergan­ge­nen M&A Jahren zu sehen, in denen für Assets sehr hohe (und teil­weise auch zu hohe) Preise gezahlt wurden. Die tran­sac­tion und trading-multi­ples gehen lang­sam runter, die aller­dings immer noch hohen Preis­er­war­tun­gen tref­fen auf Inves­to­ren, die zwar auf viel Geld sitzen, insge­samt aber aufgrund der Rahmen­be­din­gun­gen sehr vorsich­tig agie­ren. Geschäfts­mo­delle werden inten­siv auf AI-Substi­tu­ier­bar­keit getes­tet. Dies macht auch Exits schwie­ri­ger, vor allem von solchen Unter­neh­men, die in dem ehema­li­gen besse­rem Markt­um­feld zu teuer einge­kauft wurden. Exits mit höhe­ren Multi­ples sind aktu­ell nur bei ausge­wähl­ten Assets (u.a. im Bereich Soft­ware, AI) zu beob­ach­ten. Auch bei klei­ne­ren Assets werden Auktio­nen gefah­ren, häufi­ger dann mit begrenz­tem Bieter­feld. Auktio­nen dauern länger und sind insge­samt mühsa­mer. Nur bei sehr attrak­ti­ven Targets in ausge­wähl­ten Bran­chen sind im Mid-Cap Segment aktu­ell regel­mä­ßig wirk­lich kompe­ti­tive Prozesse zu beobachten.

 

Dr. Tobias Fenck ist Rechts­an­walt und Part­ner bei GÖRG in Frank­furt am Main. Sein Bera­tungs­schwer­punkt liegt in den Berei­chen Private Equity sowie Mergers & Acqui­si­ti­ons. Er berät Betei­li­gungs­un­ter­neh­men und ihre Port­fo­lio­ge­sell­schaf­ten in Unter­neh­mens­käu­fen und ‑verkäu­fen, Joint Ventures sowie Umstrukturierungen.

Sein Bera­tungs­spek­trum umfasst nicht nur Trans­ak­tio­nen, sondern auch die stra­te­gi­sche Bera­tung von Unter­neh­men in ihrem Wachs­tum. Dane­ben beglei­tet Herr Dr. Fenck seine Kunden auch umfas­send gesell­schafts­recht­lich, einschließ­lich Restruk­tu­rie­run­gen und Koope­ra­tio­nen. Er ist Co-Head der Service Line Corpo­rate / M&A und Leiter der Praxis­gruppe Private Equity.

TFenck@goerg.de

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