ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Wie müssen Dachfonds-Programme jetzt aussehen?

Dazu 3 Fragen an Robert Massing

SOLUTIO AG in Grünwald/ München
Foto: Robert Massing
27. Juli 2022

Welche Auswir­kun­gen haben die aktu­elle poli­ti­sche und wirt­schaft­li­che Lage auf Dach-Programme? Fund of Funds-Inves­­to­­ren tragen die Risi­ken der ausge­wähl­ten Fonds, in die sie inves­tie­ren, mit. Die aktu­el­len Entwick­lun­gen brin­gen viel Unruhe in die GP-Port­­fo­­lien. Wie kann ein Fund of Funds-Inves­­tor, dem Rech­nung tragen und die Kontrolle behalten?


Dazu 3 Fragen an Robert Massing, Vorstand der SOLUTIO AG in Grünwald/ München

1. SOLUTIO hat gemein­sam mit Pantheon (London) den zwei­ten gemein­sa­men Private Debt-Sekun­där­fonds über 510 Mio Euro im Mai erfolg­reich geschlos­sen. Wie lautet Ihre Prognose für den Private Debt-Markt?
Der Private Debt Markt ist welt­weit von USD 32 Mrd. in 2010 auf USD 192 Mrd. in 2021 gewach­sen. Eine nahe­lie­gende Evolu­tion des Mark­tes ist, wie vor ca. 20 Jahren im PE-Markt und vor ca. 8 Jahren im Infra­struk­tur-Markt, das Bereit­stel­len einer gewis­sen Liqui­di­tät durch Sekun­där­markt-Trans­ak­tio­nen. An dieser Schwelle ist der welt­weite Private Debt-Markt eben­falls ange­kom­men. Daher erwar­ten wir auch für die kommen­den Jahre eine dyna­mi­sche Entwick­lung dieses Segments. Wir gehen nicht davon aus, dass die Anhe­bung der Leit­zin­sen in den USA und Europa dies abbrem­sen wird. Private Debt selbst profi­tiert von stei­gen­den Zinsen, da die meis­ten Darle­hen als soge­nann­ter Floa­ter ausge­stal­tet sind. Dies bedeu­tet, dass die Zinsen der Darle­hen auto­ma­tisch mit dem Markt stei­gen. Der Vorteil einer Private Debt Sekun­där­markt­trans­ak­tion liegt in der Trans­pa­renz des Port­fo­lios und in der brei­ten Diver­si­fi­ka­tion. Typi­scher­weise wird ein Secon­dary im Jahr 3 oder 4 des Lebens­zy­klus eines Private-Debt-Ziel­fonds erwor­ben. Dies bedeu­tet, dass die Vergabe der Darle­hen an die Ziel­un­ter­neh­men weit­ge­hend abge­schlos­sen ist. In der Folge besteht eine hohe Trans­pa­renz  der verge­be­nen Darle­hen und der Boni­tät der Schuld­ner. Ein weite­rer Vorteil des bereits weit struk­tu­rier­ten Sekun­där­port­fo­lios ist, dass das Commit­ment schnell abge­ru­fen wird und damit „zum arbei­ten kommt“.
2. SOLUTIO hat den letz­ten Private Equity-Fonds mit einem Volu­men von 553 Euro geraist. Aktu­ell befin­den Sie sich mit dem achten Dach­fonds im Markt. Wie schät­zen Sie den Private Equity-Sektor in den nächs­ten 12 Mona­ten ein?
Die Private Equity Bewer­tun­gen zeigen sich im 2. Quar­tal 2022  stabil bis leicht stei­gend. Es ist zu erwar­ten, dass  im 3. und 4. Quar­tal die Bewer­tun­gen aufgrund des „markt to market“ Ansat­zes  sinken werden, weil die nied­ri­ge­ren Bewer­tun­gen der Börsen berück­sich­tigt werden. Einen Rück­gang der Unter­neh­mens­er­geb­nisse beob­ach­ten wir aber derzeit noch nicht. Nach­dem bei Sekun­där­trans­ak­tio­nen seit circa 2014 fast nur noch einstel­lige Abschläge auf die NAVs der gehan­del­ten Port­fo­lios beob­ach­tet werden konn­ten, kam es 2020 im Zuge der coro­nabe­ding­ten Verwer­fun­gen im ersten Halb­jahr zu teils deut­lich höhe­ren Abschlä­gen. Dieser Effekt ist aller­dings im Laufe 2021 wieder weit­ge­hend verpufft. Wir erwar­ten ein ähnli­ches Szena­rio und sich daraus erge­bende Oppor­tu­ni­tä­ten gegen Ende 2022. Derzeit haben die Verkäu­fer noch Preis­vor­stel­lun­gen auf Basis der Bewer­tun­gen Ende 2021. Diese werden, aufgrund der abflau­en­den Konjunk­tur in Folge der Ukraine-Krise, nicht zu halten sein.
3. Ihren letz­ten (klas­si­schen) Infra­struk­tur-Fonds haben Sie Ende 2021 erfolg­reich mit einem Volu­men von rund 500 Mio. Euro geschlos­sen. Wie sieht hier Ihre Stra­te­gie aus?
Unsere Infra­struk­tur Dach­fonds rich­ten sich, wegen der ähnli­chen Regu­la­to­rik in diesen Ländern, an deut­sche und öster­rei­chi­sche Inves­to­ren. Der Nach­fol­ge­fonds wird in vier­ter Gene­ra­tion Anfang 2023 aufge­legt. Unter Berück­sich­ti­gung der EU-Taxo­no­mie wird dieser als Arti­kel 8‑Fonds aufge­legt werden. Der stra­te­gi­sche und geogra­fi­sche Fokus ist auf Europa und Nord­ame­rika gerich­tet. Ziel ist es, für unsere Inves­to­ren laufende Erträge mit nied­ri­ger Vola­ti­li­tät bei einem hohen Risi­ko­schutz durch eine breite Diver­si­fi­ka­tion nach Segmen­ten und Rendite-/Risi­ko­pro­fi­len zu erzie­len. Infra­struk­tur-Assets bieten einen gewis­sen Infla­ti­ons­schutz, da die regu­la­to­ri­schen Rahmen­be­din­gun­gen die allge­meine Preis­ent­wick­lung mit berück­sich­ti­gen.   Über Robert Massing Robert Massing ist als Vorstand der Solu­tio AG in Grün­wald für die Ressorts Inves­tor Rela­ti­ons, Busi­ness Deve­lo­p­ment, Marke­ting, Presse und Perso­nal zustän­dig. Das 1998 gegrün­dete Unter­neh­men entwi­ckelt Anla­ge­kon­zepte für insti­tu­tio­nelle Anle­ger im Bereich Alter­na­tive Assets und verwal­tet derzeit rund 6,6 Mrd. EUR in den Asset-Klas­sen Private Equity, Infra­struk­tur, Private Debt und Immo­bi­lien.  >massing@solutio.ag

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