ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Infrastrukturanleihe — eine neue Finanzierungsoption

Dazu 3 Fragen an M. Wenner

GCI Manage­ment Consulting
Foto: M. Wenner | GCI Manage­ment Consulting
12. Juni 2013

Mass­ge­fer­tigte Anlei­hen kommen immer stär­ker in Mode. Sie substi­tu­ie­ren Bank­kre­dite zu oftmals besse­ren Kondi­tio­nen. So planen zum Beispiel die Städte Nürn­berg und Würz­burg eine Gemein­schafts­an­leihe mit einem Volu­men von 100 Mio. Euro und einer Lauf­zeit von 5–7 Jahren. Dafür will man insti­tu­tio­nelle Inves­to­ren gewin­nen. Ener­gie­un­ter­neh­men aus dem Wind‑, Solar- und Photo­vol­ta­ik­sek­tor sind schon Anleihe-Profis. Jetzt kündigt sich eine erste Anleihe aus dem Infra­struk­tur­sek­tor an, aus dem Bereich Fern­wär­me­un­ter­neh­men. Wie steht es hier mit Sicher­hei­ten? Und welche Inves­to­ren werden adressiert?


Dazu 3 Fragen an geschäfts­füh­ren­der Part­ner GCI Manage­ment Consul­ting in München

1. Die börsen­no­tier­ten Anlei­hen werden für ganz unter­schied­li­che Unter­neh­men inter­es­sant. Sie bera­ten eine der ersten Infra­struk­tur-Anlei­hen, die voraus­sicht­lich im Juli emit­tiert wird. Um welche Unter­neh­men kann es sich hier handeln und welche Vorteile bi

Der Markt für Mittel­stands­an­lei­hen erfährt seit nunmehr über zwei Jahren ein star­kes Wachs­tum und wir sehen Unter­neh­men aus verschie­de­nen Bran­chen mit unter­schied­lichs­ten Emis­si­ons­kon­zep­ten, welche den Schritt an den Kapi­tal­markt wagen. Emit­ten­ten mit eige­ner, bereits bestehen­der Infra­struk­tur – z.B. Ener­gie­ver­sor­gungs-unter­neh­men, Anbie­ter einer Verkehrs-infra­struk­tur oder Netz­an­bie­ter – stel­len hier noch eine Ausnahme dar, obwohl diese häufig für fest­ver­zins­li­che Wert­pa­piere wie eine Anleihe die opti­ma­len Voraus­set­zun­gen bieten: ein etablier­tes Geschäfts­mo­dell mit konstan­ter Nach­frage und deshalb gut plan­ba­ren Cash Flows sowie Assets, welche als Sicher­heit dienen können.

In Zeiten, in welchen Banken mit der Kredit­ver­gabe immer restrik­ti­ver werden und die Hand­lungs­fä­hig­keit von Unter­neh­men zum Teil erheb­lich einschrän­ken, bietet eine Anleihe als Baustein im gesam­ten Finan­zie­rungs­kon­zept eine sehr gute Alter­na­tive. Der Zins­satz, den Emit­ten­ten an Anlei­he­gläu­bi­ger zahlen, ist zwar in aller Regel höher als der Zins für einen Bank­kre­dit, dafür haben die Unter­neh­mer eine Reihe von ande­ren Vortei­len. Insbe­son­dere durch die Endfäl­lig­keit der Anleihe und gleich­blei­ben­den Anlei­he­be­din­gun­gen über die gesamte Lauf­zeit wird die Hand­lungs­fä­hig­keit der Unter­neh­men entschie­den erhöht, woraus sich erheb­li­che Wett­be­werbs­vor­teile erge­ben können. Dane­ben rückt das Unter­neh­men über den Kapi­tal­markt in die Öffent­lich­keit und kann dadurch ihren Bekannt­heits­grad steigern.

2. Wie sicher ist eine Infra­struk­tur-Anleihe? Welche Risi­ken gibt es? Für welche Infra­struk­tur-Projekte ist eine Anleihe prin­zi­pi­ell geeignet?

Eine pauschale Aussage zur Sicher­heit einer Infra­struk­tur-Anleihe kann leider nicht getrof­fen werden. Für die Bewer­tung einer Anleihe spielt zunächst das emit­tie­rende Unter­neh­men die wesent­li­che Rolle, welches jeweils indi­vi­du­ell unter Berück­sich­ti­gung verschie­de­ner Fakto­ren, wie z.B. des Geschäfts­mo­dells, der Sicher­heit und Plan­bar­keit der Cash Flows, etc. betrach­tet werden muss. Bei Unter­neh­men mit eige­ner Infra­struk­tur bietet sich an, wert­hal­tige Assets als Sicher­heit für die Anlei­he­gläu­bi­ger einzu­set­zen, um so die Zins­be­las­tung für den Emit­ten­ten zu senken.

Seit Kurzem kann beob­ach­tet werden, dass vermehrt Anlei­hen mit Sicher­hei­ten­kon­zep­ten bege­ben werden. Grund­sätz­lich sei jedoch auch an dieser Stelle ange­merkt, dass man sich die Sicher­hei­ten­kon­zepte stark unter­schei­den und jedes vor der Zeich­nung einer Anleihe sehr detail­liert analy­siert werden muss. Sicher­hei­ten werden erst dann zur Bedie­nung von Ansprü­chen der Anlei­he­gläu­bi­ger heran­ge­zo­gen, wenn es zu einem Zahlungs­aus­fall bzw. ‑verzug beim Emit­ten­ten kommt. Entschei­dend im Fall eines Zahlungs­aus­falls sind die Durch­griffs­mög­lich­kei­ten des Treu­hän­ders sowie die Wert­hal­tig­keit und Verwert­bar­keit von Sicher­hei­ten. Eine Sicher­heit, welche im Zwei­fel nicht verwer­tet werden kann, hat für einen Anlei­he­gläu­bi­ger keinen Wert.

3. Welche Inves­to­ren werden hier ange­spro­chen? Haben wir bald mehr Infra­struk­tur­an­lei­hen zu erwarten?

Die Börsen­seg­mente für Mittel­stands­an­lei­hen sehen alle eine privat­an­le­ger­freund­li­che Stücke­lung in Höhe von 1.000,- Euro vor, sodass diese Wert­pa­piere nicht nur für die klas­si­schen insti­tu­tio­nel­len und semi-insti­tu­tio­nel­len Inves­to­ren sowie Family Offices inter­es­sant sind, sondern auch für Privat­an­le­ger. Je nach Bekannt­heits­grad der Emit­ten­tin, Ausge­stal­tung der Anleihe und Wahl der Plat­zie­rungs- und Kommu­ni­ka­ti­ons­wege werden in der Regel zwischen 60 und 80 Prozent des Emis­si­ons­vo­lu­mens von profes­sio­nel­len Anle­gern gezeichnet.

Ob sich Infra­struk­tur­an­lei­hen für Mittel­ständ­ler etablie­ren werden, wird unter ande­rem vom Erfolg der Vorrei­ter — Unter­neh­men wie dieses, welches wir im Moment beglei­ten — abhän­gen. Wir denken, dass sich Siche­rungs­kon­zepte im Markt für Mittel­stands­an­lei­hen mehr und mehr durch­set­zen werden. Wir sehen uns hier als Vorrei­ter mit inno­va­ti­ven Konzepten.

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