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3 Fragen an kluge Köpfe

Welche Trends gibt es beim Headhunting nach Aufsichtsräten und Beiräten?

Dazu 3 Fragen an Dr. Matthias Kestler

Board Xperts GmbH
Foto: Dr. Matthias Kestler
26. Septem­ber 2023

Klima­krise, Digi­ta­li­sie­rung und Globa­li­sie­rung – dies alles sind Themen, die die Arbeits­welt verän­dern. Die Corona-Krise hat 2020 den Fokus auf eine schnell voran­schrei­tende Digi­ta­li­sie­rung gelenkt. Aber es gibt noch einige andere Schwer­punkte, die die Beset­zung nicht nur von Aufsichts­rä­ten und Beirä­ten in Zukunft stark beein­flus­sen werden.


Dazu 3 Fragen an Dr. Matthias Kest­ler, Geschäfts­füh­rer von Board Xperts GmbH und Grün­der von XELLENTO Execu­tive Search in München

1. Unab­hän­gige Aufsichts­räte und Beiräte werden in Unter­neh­men immer wich­ti­ger. Wie entwi­ckeln sich diese Positionen?
Wir vermit­teln mit Board Xperts seit 2006 Aufsichts­räte und Beiräte sowohl für Unter­neh­men mit gesetz­li­cher Aufsichts­rats­pflicht als auch an solche mit frei­wil­li­gen Kontroll- und Aufsichts­gre­mien. Aufgrund unse­rer Erfah­rung sehen wir acht Tendenzen: 
  • Aufsichts­räte und Beiräte werden diverser.
  • Die Gremien verjün­gen sich.
  • Aufsichts­räte und Beiräte werden digitaler.
  • Die Gremien werden internationaler.
  • Aufsichts­räte und Beiräte werden profes­sio­nel­ler (Zerti­fi­zie­rung).
  • Nach­hal­tig­keit und ESG sind Pflicht­pro­gramm, nicht mehr nur Kür.
  • Die Arbeit in einem Aufsichts­rat oder Beirat wird zeit­lich aufwendiger.
  • Die Vergü­tung steigt.
  Noch mögen die Spit­zen der Dax-Kontroll­gre­mien durch „ältere Männer aus der Auto­mo­bil­bran­che“ geprägt sein, aber das ändert sich. Die Kontroll­gre­mien bestehen zuneh­mend aus IT- oder Nach­hal­tig­keits­exper­tin­nen und Exper­ten. Und die werden profes­sio­nel­ler, auch weil die Anfor­de­run­gen und der Aufwand stei­gen. War man bislang noch etwa vier Tage pro Jahr als Aufsichts­rat im Einsatz, sind es jetzt 10, 15 oder 20 Tage. Ich gehe davon aus, dass in fünf bis zehn Jahren entspre­chende Zerti­fi­kate und Weiter­bil­dun­gen für Aufsichts­räte und Beiräte verpflich­tend sind. Aber nicht nur das, auch die Beset­zungs­pro­zesse an sich werden immer ausgefeilter.
2. Nutzen Sie bei diesen Beset­zungs­pro­zes­sen künst­li­che Intelligenz?
Wir nutzen Linke­dIn und andere Platt­for­men durch­aus für unsere Suchen, auch ChatGPT erleich­tert gewisse Abläufe und Arbei­ten. Ich glaube aber nicht an Matching-Algo­rith­men wie sie etwa Linke­dIn verwen­det. Wenn ich sehe, welche Jobs mir selbst von der Platt­form vorge­schla­gen werden, die angeb­lich zu mir und meinem Profil passen, sind wir noch Licht­jahre von Perfek­tion entfernt. Das können wir Menschen im Moment noch einfach besser. Die Erwar­tun­gen an die Fähig­kei­ten Künst­li­cher Intel­li­genz sind enorm – aber noch können wir die gesam­ten Möglich­kei­ten gar nicht erfas­sen. KI wird meiner Meinung nach in den kommen­den Jahren nicht nur die HR, sondern auch ganze Unter­neh­men und Indus­trie­zweige revo­lu­tio­nie­ren. Wir zeigen übri­gens mit unse­rer Mutter­ge­sell­schaft XELLENTO Execu­tive Search auf dem dies­jäh­ri­gen HR Summit in Frank­furt am Beispiel Cove­s­tro, wie KI schon heute den Fach­kräf­te­man­gel been­den und gleich­zei­tig neu entfa­chen kann.
3. Was sind die häufigs­ten Irrtü­mer in der Zusam­men­ar­beit mit Personalberatern?
„Brin­gen Sie uns den Besten!“ — Natür­lich suchen wir nach den „besten“ Kandi­da­ten und Kandi­da­tin­nen. Nur sollte man auch darauf schauen, welchen Gefal­len man sich damit tut. Denn die am besten quali­fi­zierte Person ist nicht auto­ma­tisch die beste Person für das Unter­neh­men. Bran­chen-Wissen kann man erwer­ben, fehlende „Skills“ zur Not lernen – „cultu­ral fit“ aber hat man in der DNA. Oder eben auch nicht.  „Wer die Wahl hat – lässt sich Zeit.“ — Viele hoff­nungs­volle Neu- und Nach­be­set­zun­gen schei­tern an der Länge des Auswahl­ver­fah­rens. Wenn zwischen den Präsen­ta­tio­nen zu lange „Bedenk­zei­ten“ liegen, weckt dies kein Vertrauen. „Wir können Ihnen ja nicht alles verra­ten!“ — Erste Aufgabe eines Perso­nal­be­ra­ters ist es, ein brauch­ba­res Brie­fing beim Auftrag­ge­ber abzu­ho­len. Egal, um welche Posi­tion es geht. Es ist nicht sinn­voll, in solchen Gesprä­chen ein geschön­tes Bild des Unter­neh­mens zu malen, wie das leider oft geschieht. Am Ende kommt die Wahr­heit prak­tisch immer ans Licht.  „America first.“ — Wie in vielen Bran­chen so sind auch auf dem deut­schen Perso­nal­be­ra­ter-Markt große ameri­ka­ni­sche Firmen unter­wegs. Ihre Größe erscheint manchen Auftrag­ge­bern als Vorteil. Warum aber ein US-Unter­neh­men beauf­tra­gen, wenn deut­sche Bera­ter für deut­sche Unter­neh­men deut­sche Kandi­da­ten und Kandi­da­tin­nen suchen? Größe ist hier nicht unbe­dingt eine Quali­tät.   Über Dr. Matthias Kestler Dr. Matthias Kest­ler begann seine Berufs­lauf­bahn 1992 im Repe­ti­to­rium Hemmer. Später wech­selte er auf die Konzern­seite und war mehrere Jahre als Gene­ral Coun­sel u.a. bei der ProSiebenSat.1 Media AG tätig. Seine lang­jäh­ri­gen Erfah­run­gen auf dem Gebiet Human Resour­ces waren 2007 der Ausgangs­punkt für seine Nieder­las­sung als Perso­nal­be­ra­ter. Zusam­men mit Dieter Rickert und Rick Fulghum grün­dete er die Firma Rat.Haus und als Nach­fol­ge­un­ter­neh­men die Perso­nal­be­ra­tung XELLENTO Execu­tive Search. 2020 schlos­sen sich Board Xperts und XELLENTO Execu­tive Search zusam­men, um in den Berei­chen Aufsichts­rats- und Beirats­be­set­zung sowie Perso­nal­be­ra­tung für Spit­zen­po­si­tio­nen zusam­men­zu­ar­bei­ten. 2023 über­nahm Matthias Kest­ler die allei­nige Geschäfts­füh­rung von Board Xperts. www.board-xperts.com Das Unter­neh­mens­pro­fil von Board Xperts finden Sie in der FYB 2024-Ausgabe in Kapi­tel 11. 

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