ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Medien- und Cleantech-Transaktionen stagnieren — M&A‑Aktivitäten bei Industrie-Dienstleistungen legen zu

Dazu 3 Fragen an J. Poerschmann

PROVENTIS PARTNERS
Foto: J. Poer­schmann | PROVENTIS PARTNERS
23. Januar 2014

In den Segmen­ten Medien und Clean­tech stagnier­ten die Trans­ak­tio­nen im 3. Quar­tal 2013 oder nahmen nur leicht zu. Im Bereich Indus­trie­dienst­leis­tun­gen ist hinge­gen eine höhere Deal-Akti­­vi­­tät fest­zu­stel­len. Das stellt das auf M&A sowie Corpo­rate Finance spezia­li­sierte Bera­tungs­un­ter­neh­men Proven­tis Part­ners in seinen vier­tel­jähr­li­chen, bran­chen­be­zo­ge­nen M&A‑Facts fest. 


Dazu 3 Fragen an Mana­ging Part­ner bei Proven­tis Part­ners in München

1. Worauf führen Sie diese Entwick­lung im Clean­tech- und Medien-Bereich zurück?

Nach unse­ren Auswer­tun­gen und Erfah­run­gen ist das 3. Quar­tal grund­sätz­lich eher von weni­ger Abschlüs­sen gekenn­zeich­net – häufig werden in der Phase die Prozesse bis zum Jahres­ab­schluss verlän­gert, um einen effi­zi­en­ten Unter­neh­mens­über­gang ohne Zwischen­ab­schlüsse zu ermöglichen.

In der Tat war das Jahr 2013 im Medi­en­be­reich, gemes­sen an der Anzahl der Trans­ak­tio­nen, eher ein ruhi­ge­res Jahr. Dafür gab es einige sehr markante Leucht­turm-Trans­ak­tio­nen mit Signal­wir­kung für 2014: Über­nahme des Wissen­schafts­ver­lags Sprin­ger Science + Busi­ness Media durch Finanz­in­ves­tor BC Part­ners im Juni 2013 für 3,1 Mrd. EUR, Über­nahme Scou­t24-Gruppe durch US-Finanz­in­ves­tor Hell­man & Fried­man (1,4 Mrd. EUR für 70 Prozent); Verkauf der Regio­nal­zei­tun­gen sowie Programm- und Frau­en­zeit­schrif­ten von Axel Sprin­ger an Funke Medi­en­gruppe für 920 Mio. EUR (unter­liegt der Zustim­mung des Kartell­amts), Teil­aus­stieg der Finanz­in­ves­to­ren Kohl­berg Kravis Roberts & Co (KKR) und Perm­ira bei ProSiebenSat1 (Erlös: knapp 2 Mrd. EUR). Und im Agen­tur­um­feld ist die Konso­li­die­rung immer weiter voran­ge­schrit­ten, der Fokus der großen Networks verla­gert sich immer mehr auf Asien, auf Agen­tu­ren mit hoher Digi­tal­kom­pe­tenz sowie auf Bran­chen­spe­zia­lis­ten, bswp. aus dem Gesundheitswesen.

Die Entwick­lun­gen im Clean­tech-Bereich sind in den einzel­nen Segmen­ten teil­weise sehr unter­schied­lich. In jüngs­ter Vergan­gen­heit haben vor allem die zahl­rei­chen Insol­ven­zen im Bereich der erneu­er­ba­ren Ener­gien Inves­to­ren und Kapi­tal­ge­ber vorsich­ti­ger werden lassen. Gene­rell gibt es aktu­ell für Finanz­in­ves­to­ren nur eine geringe Anzahl an attrak­ti­ven Targets im Mid Cap Bereich, für die dann meist hohe Kauf­preise aufge­ru­fen werden. Zudem sind viele mittel­stän­di­sche Clean­tech Unter­neh­men schwer zu iden­ti­fi­zie­ren und häufig noch früh­pha­sig und somit eher für den VC Markt attrak­tiv. Viele Geschäfts­mo­delle müssen sich erst noch bewei­sen und sind von poli­ti­schen Entschei­dun­gen abhän­gig, was sich nega­tiv auf die Deal-Akti­vi­tät auswirkt, da viele Inves­to­ren derzeit stabile Indus­trien bevorzugen.

2. Kann man sagen, dass diese Entwick­lung Deutsch­land spezi­fisch ist?

Im Medi­en­be­reich gilt der Trend insbe­son­dere für Deutsch­land, hier kam es sogar zu rück­läu­fi­gen Deal­zah­len im Vergleich zu den Vorquar­ta­len sowie im Vergleich zu Q3 2012. Das mag aber auch an den Leucht­turm-Deals liegen, die von den M&A Abtei­lun­gen der invol­vier­ten Unter­neh­men viel Aufmerk­sam­keit fordern und dementspre­chend weni­ger Kapa­zi­tä­ten für andere Deals (Zukäufe) zur Verfü­gung stehen.

Im Clean­tech-Segment hat spezi­ell die Solar­bran­che in Deutsch­land stark gelit­ten. Ein Ende dieser Entwick­lung ist noch nicht abzu­se­hen, zumal es auch starke poli­ti­sche Diskus­sio­nen um den stei­gen­den Strom­preis und die für Inves­to­ren wich­tige Einspei­se­ver­gü­tung gibt, was die Unsi­cher­hei­ten noch verstärkt. In den ande­ren Segmen­ten ist Deutsch­land tradi­tio­nell gut aufge­stellt wie bspw. in der Ener­gie­ef­fi­zi­enz, dem Maschi­nen­bau oder der Mobi­li­tät, jedoch als M&A Markt noch etwas hinter ande­ren Ländern zurück. Deut­sche Clean­tech Unter­neh­men sind meist gut geführt und inter­na­tio­nal ausge­rich­tet, werden jedoch häufig nicht als solche wahr­ge­nom­men. Daher besteht mittel­fris­tig Poten­zial für zuneh­mende Trans­ak­tio­nen in Deutsch­land spezi­ell mit Betei­li­gung von Private Equity.

3. Wie sieht Ihre Prognose in den Sekto­ren Clean­tech, Medien und Indus­trie­dienst­leis­tun­gen für 2014 aus?

Bran­chen­unahb­hän­gig gehen wir von einem sehr regen M&A Markt in 2014 aus: die Erträge der Vorjahre stehen den Corpo­ra­tes als Akqui­si­ti­ons­wäh­rung zur Verfü­gung genauso wie die eige­nen meist hoch-bewer­te­ten Unter­neh­mens­an­teile. Banken stehen mit güns­ti­gen Kondi­tio­nen und vollen Bilan­zen für Akqui­si­ti­ons­fi­nan­zie­run­gen bereit und für das Fund­rai­sing im Private Equity Umfeld war 2013 ein Rekord­jahr. Inso­fern sucht viel Kapi­tal nach attrak­ti­ven Assets. Und selten gab es so wenige „Krisen­in­di­ka­to­ren“ in einer Hausse-Phase am Horizont.

Im Bereich Clean­tech wird sich die Konso­li­die­rung bei den erneu­er­ba­ren Ener­gien fort­set­zen bis sich inter­na­tio­nal die Preise und Kapa­zi­tä­ten spezi­ell für Solar­mo­dule norma­li­siert haben. Eine Erho­lung der Bran­che ist auch davon abhän­gig, wie sich die poli­ti­schen Rahmen­be­din­gun­gen bezüg­lich der Einspei­se­ver­gü­tun­gen in den einzel­nen Ländern entwi­ckeln und damit die allge­meine Nach­frage. Deutsch­land hat durch den Atom­aus­stieg eine Vorrei­ter­rolle im Bereich der erneu­er­ba­ren Ener­gie, was sich mittel­fris­tig posi­tiv auf die Inves­ti­tio­nen und die allge­mei­nen Geschäfts­aus­sich­ten in diesem Bereich auswir­ken wird. Als führen­der Stand­ort für grüne Tech­no­lo­gien in Europa wird die Bedeu­tung von Deutsch­land als Ziel­land für M&A Trans­ak­tio­nen weiter zuneh­men und verstärkt auch auslän­di­sche Inves­to­ren anlocken.

Für die Indus­trie­dienst­leis­tun­gen gehen wir von einer weiter stei­gen­den Deal-Akti­vi­tät im Indus­trie­ser­vice-Bereich aus, getra­gen durch den Aufwärts­trend im gesam­ten M&A Markt. Aller­dings muss man sich die einzel­nen Segmente genauer anschauen. Im Bereich Faci­lity Services beispiels­weise können die Anbie­ter durch die Ener­gie­wende profi­tie­ren, indem sie nach­hal­tige Produkte bei der Ener­gie­op­ti­mie­rung anbie­ten. Inno­va­tive Lösungs­an­bie­ter stei­gern ihren Markt­wert und werden dadurch inter­es­sant für große Player. Ein ande­rer Aspekt ist der Mindest­lohn, der zur Konso­li­die­rung beitra­gen wird. Dienst­leis­ter, die Lohn­er­hö­hun­gen nicht an den Kunden weiter geben können, werden schnell Ziel einer Übernahme.

Für das Medi­en­um­feld erwar­ten wir viele Trans­ak­tio­nen im Bereich (a) Digi­ta­li­sie­rung der Geschäfts­mo­delle (Big Data, Mobile Distri­bu­tion, Spar­ten-TV Kanäle) (b) Erschlie­ßen angren­zen­der Einnah­me­quel­len (Trans­ak­ti­ons­er­löse, Coupo­ning, etc.) und © weitere Agenturkonsolidierung.

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