Warum Unternehmer gerne in Familien-Unternehmen investieren
Ein Unternehmer ist mit Herz, Seele und meist auch mit Familie am Standort des Unternehmens vertreten. Kapital und Management kommen aus einer Hand, wie es bei einem Familienunternehmen in der Regel auch der Fall ist. Es gibt keinen Portfolio-Ansatz, bei dem man ein Unternehmen abschreibt. Aufgeben ist für einen Unternehmer keine Option.
Gleichzeitig haben wir als „Familien-Unternehmer“ einen langfristigen Ansatz. Wenn ich einen Horizont von Jahrzehnten habe, treffe ich andere Entscheidungen als wenn ich, wie bei einem Private Equity-Fonds notwendig, schon beim Kauf an den baldigen Exit denke. Beispiel Ausbildungsprogramm: Bei einer unserer Firmen betreiben wir ein sehr teures spezialisiertes Ausbildungsprogramm. Für die ersten acht Jahre hat das Programm keine Relevanz für den Erfolg des Unternehmens, sondern produziert vor allem Kosten. Ein kurzfristig orientierter Investor müsste das Programm somit schließen. Langfristig ist das Programm jedoch elementar für die Sicherung unseres Nachwuchses und auch unserer Führungskräfte, von denen übrigens 80% das eigene Ausbildungsprogramm absolviert haben!
Zunächst einmal ist die persönliche Passform wichtig. Man muss sich mit dem Familienunternehmer in die Augen schauen und fragen: Passt es zwischen uns? Umgekehrt fragt sich auch der Verkäufer: Kann der andere mein Unternehmen führen? Nicht selten kehrt der Verkäufer die Due Diligence um und schaut sich den Käufer genau an: Wie geht der Erwerber mit seinen bestehenden Unternehmen um? Wird er mein Familienunternehmen gut weiterführen? Die alten Unternehmer bleiben meist am Unternehmensstandort wohnen. Es gibt Unternehmer, die auch nach 15 Jahren noch täglich ins Büro kommen, andere wollen relativ schnell emotional Abstand finden. Trotzdem stellt sich der Unternehmer bei Verkauf häufig die Frage, ob er auch in Jahren noch glücklich mit der Käuferauswahl sein wird.
Für uns als Nachfolger in erfolgreichen Unternehmen heißt es nach der Transaktion, das Unternehmen besser kennenzulernen und die „DNA“ des Unternehmens zu verstehen. Wie laufen die Dinge im Unternehmen? Warum sind Abläufe so, wie sie sind? Viele Erfolgsfaktoren erkennt man erst auf den zweiten oder dritten Blick – und eben nur dann, wenn man sich damit beschäftigt und bereit ist, zu lernen.
Ich glaube, es macht sowohl für das Unternehmen als auch für das Umfeld einen großen Unterschied. Es kommt schließlich kein Konzern, der über kurz oder lang Synergien heben will und dem Unternehmen seine Marke und Identität — und nicht zuletzt sein Konzern-Reporting überstülpt. Es kommt ein Mensch, der auf dem Flur ansprechbar ist und mit dem man auch private Themen teilen kann. Es geht insgesamt persönlich zu. Auch das Umfeld bleibt stabil. Wir haben beispielsweise noch nie den Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Hausanwalt der Familienunternehmen gewechselt. Standort und Mitarbeiter bleiben stabil, wie auch eine Handschlagmentalität gegenüber Lieferanten und Partnern vor Ort. Das sind gewachsene Strukturen, die ihre Daseinsberechtigung haben. Auch soziale Komponenten sind wichtig: Als Unternehmer kann ich Projekte wie ein lokales Sponsoring des Fußballvereins oder des Kindergartens weiterführen. Wenn ich mit fremdem Geld agiere, ob im Konzern oder aus einem Fonds, kann ich das meist nicht machen. Außerdem bieten wir als Unternehmer dem Unternehmen wie dem Umfeld Sicherheit, weil wir in 20 Jahren Argos kein Unternehmen veräußert haben – auch ein unverschämtes Angebot lässt einen Familienunternehmer nicht an einen Verkauf denken, wenn es nicht seiner Lebensplanung entspricht.
Über Jan-Oliver Kliemann
Jan-Oliver Kliemann ist seit 2013 Geschäftsführer bei der Argos GmbH (www.argosinvest.com ). Gemeinsam mit Hans Peter Maaßen, Florian Pape, Frank Herdeg und Julian Schröder übernimmt er mittelständische Unternehmen in Nachfolgesituationen, um sie weiterzuführen – ohne Interesse an einer Weiterveräußerung (20 Jahre Argos, 0 Verkäufe). Die Unternehmen werden ausschließlich mit Eigenkapital der Argos-Geschäftsführer erworben, so dass es keine Abhängigkeiten von externen Investoren gibt. Zielunternehmen sind ausschließlich erfolgreiche, mittelständische Familienunternehmen in Nachfolgesituationen in den Bereichen produzierendes Gewerbe und Dienstleistungen (EBIT-Margen >10%, EBIT EUR 3–15 Mio.).
Jan-Oliver Kliemann ist Physiker und promovierter Ingenieur und war vor seiner unternehmerischen Tätigkeit in einer Unternehmensberatung tätig. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit seiner Familie in München.