Wachstumsmarkt Umwelttechnologien – nicht nur für institutionelle Investoren
PICTET Asset Management, Frankfurt/Main
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28. November 2024
1. Der Kampf gegen den Klimawandel erfordert neue Umwelttechnologien. Wie groß schätzen Sie den Markt für der Umwelttechnologien? Welche sind die Schlüsselsektoren?
Die Internationale Energieagentur schätzt, dass der Großteil der Umwelttechnologien, die benötigt werden, um die globalen Netto-Null-Verpflichtungen bis 2030 zu erfüllen, bereits marktreif ist. Darüber hinaus wird prognostiziert, dass sich die Größe des Marktes für Umwelttechnologien von 4,9 Bio. US-Dollar im Jahr 2020 auf 12,1 Bio. US-Dollar im Jahr 2030 mehr als verdoppeln wird.
Die Climate Policy Initiative hat errechnet, dass die Finanzierungen von Klima- und Umweltprojekten um mindestens 590% steigen müssen, um die gesteckten globalen Klimaziele bis 2030 zu erreichen. Das ist ein anspruchsvolles Ziel, stellt aber eine potenziell lohnende Gelegenheit für Investoren dar. Nach unserem Dafürhalten gibt es hierbei fünf Schlüsselbereiche, in denen solche Investitionen die größte Wirkung haben können:
1) Reduzierung von Treibhausgasen: Batterien und Speicherung, Energieeffizienz, CO2-arme/-freie Technologien und Technologien zur CO2-Beseitigung sowie Technologien und Dienstleistungen im Bereich der erneuerbaren Energien.
2) Nachhaltiger Konsum: Agrartechnik, Lebensmittelsicherheit, Optimierung der Lieferketten und Lebensmitteltechnologie.
3) Schadstoffkontrolle: Wasser- und Luftqualität, Erhaltung des Bodens und Abfallbehandlung.
4) Kreislaufwirtschaft: „Sharing Economy“, Recycling, Ressourceneffizienz und biobasierte Materialien.
5) Schlüsseltechnologien: Sensoren und Datenerfassung, Halbleiter-Wertschöpfungskette, Design- und Konstruktionssoftware und grüne Chemie.
2. Inwiefern öffnen sich jetzt mit ELTIFs Private Märkte für Privatanleger?
Nachdem Private Markets im Allgemeinen und Private Equity im Speziellen in der Vergangenheit weitestgehend professionellen und/ oder institutionellen Investoren vorbehalten waren, eröffnen die neu überarbeiteten „ELTIFs 2.0“ nun auch Privatanlegern interessante Anlagegelegenheiten in diesen Anlageklassen. Mit in der Regel niedrigen Mindestanlagesummen, regulierten und transparenten Fonds-Vehikeln, reduzierten Beratungs- und Dokumentationspflichten und einer vereinfachten Transaktionsabwicklung ermöglichen diese „ELTIFs 2.0“ nun auch Retail- und Private Banking-Kunden den Einstieg. In Anbetracht der benötigten Finanzierungsvolumina im Bereich der Umwelt- und Klimaprojekte ist die Welt auch auf diese Investorengruppen dringend angewiesen und diese Entwicklung sehr begrüßenswert –sowohl für die Privatanleger als auch für unseren Planeten.
3. Warum halten Sie hier auch Co-Investment im Private Equity-Sektor für attraktiv?
Investitionen in private Unternehmen sind nicht ohne Risiken. Das gilt insbesondere für die Umwelttechnologie-Branche, in der Regierungen und Aufsichtsbehörden eine überragende Rolle bei der Gestaltung der Wettbewerbslandschaft spielen. – Es gibt jedoch einen Teilbereich innerhalb der Private Equity Landschaft, in dem diese Faktoren nicht so stark ins Gewicht fallen: Co-Investments. Bei dieser Struktur bieten Private-Equity-Fonds (die „General Partner“ bzw. „GPs“) ausgewählten Investoren („Limited Partner“ bzw. „LPs“) die Möglichkeit, direkt mit ihnen gemeinsam in eine bestimmte Private Equity Transaktion zu investieren. Dabei gibt einige sehr attraktive Vorteile.
In den vergangenen zwanzig Jahren haben Co-Investment-Fonds mehr als 175 Mrd. US-Dollar eingeworben und größtenteils auch in entsprechende Transaktionen investiert. Da Private Equity als Anlageklasse weiter wächst, gehen wir davon aus, dass auch Co-Investments weiteres Wachstum erfahren werden.
Im Resumée erhöht sich letztlich dadurch tendenziell die Nettorendite der Anleger, während gleichzeitig GPs typischerweise Co-Investments ohne die üblichen Management- (1,5–2,0%) und Performancegebühren (20%) anbieten. Das ist in einer Anlageklasse, die in der Regel deutlich höhere Gebühren aufweist als börsennotierte, liquide Anlagen, für Investoren einer deutlicher Performance-Vorteil.
Über Simon Frank
Simon Frank ist seit Dezember 2019 als Senior Investment Advisor bei Pictet Asset Management in Frankfurt. In dieser Funktion steht er deutschsprachigen Kunden als Ansprechpartner für produktspezifische Fragestellungen, aber auch für Asset Allocation- und Nachhaltigkeits-Themen zur Verfügung.
Zuvor war Simon Frank für mehr als 10 Jahre als Portfolio Manager und Fondsselektor im Bereich Multi Asset / Dachfonds u.a. bei DWS und Allianz Global Investors tätig. Seine Schwerpunkte lagen dabei auf der Fondsselektion von thematischen Aktien, sowie Alternative Investments. Simon Frank ist Diplom-Kaufmann (Universität Bayreuth und University of Warwick), sowie CFA- und CAIA-Charterholder.