ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Investments in Game Companies und die Monetarisierung von Online-Games

Dazu 3 Fragen an M. Reul

iVen­tu­re­Ca­pi­tal
Foto: M. Reul | iVentureCapital
30. Januar 2013

Das Ange­bot von Online-Games wächst stetig. Dabei ist die Spie­le­indus­trie inter­na­tio­nal aufge­stellt und erreicht Spie­ler welt­weit. Inves­to­ren soll­ten sich mit der inno­va­ti­ons­ge­trie­be­nen Bran­che ausken­nen, wenn sie in die Finan­zie­rung einstei­gen wollen. Die mögli­chen Einnah­me­quel­len sind so viel­fäl­tig wie die Risi­ken. Es geht um das Free-to-Play-Modell, inter­na­tio­na­len Wett­be­werb und die Zusam­men­ar­beit mit jungen Start-ups. Zudem geht es um die Frage wie die Rendi­te­mo­delle in der Games-Bran­che aussehen.


Dazu 3 Fragen an Co-Foun­der und CEO von iVen­tu­re­Ca­pi­tal, einem Risi­ko­ka­pi­tal­ge­ber spezia­li­siert auf die Games-Bran­che aus Hamburg

1. Wie finan­zie­ren sich Online-Games heut­zu­tage? Gibt es hier regio­nale Unter­schiede (USA und Europa)?

Für die Mone­ta­ri­sie­rung von Online-Games gibt es mehrere bewährte Modelle, die heute welt­weit ange­wen­det werden. Zum einen ein „Subscription“-Modell, das heißt die Spie­ler schlie­ßen ein Abo ab und zahlen monat­lich eine feste Gebühr an den Spie­le­an­bie­ter. Der Vorteil für den Spie­le­be­trei­ber ist die Planungs­si­cher­heit durch lang­fris­tige Abon­ne­ments. In der Vergan­gen­heit war dieses Modell sehr erfolg­reich, heute jedoch nur noch für wenige Online-Games die opti­male Lösung. Ein weite­res Modell ist „Pay-per-Down­load“, bei dem der Spie­ler vorab zahlt, ohne aller­dings zu wissen, ob ihm das Spiel gefällt. Viel erfolg­rei­cher ist heute das „Free-to-Play Modell“. Ein großer Teil der Spie­ler möchte nicht länger ein lang­fris­ti­ges Abo abschlie­ßen oder einen hohen Betrag vorab bezah­len, sondern das Spiel zuerst  testen. Wenn es gefällt, kann das eigene Spiel­erleb­nis bei Free-to-Play Games durch den Kauf neuer Items (beispiels­weise Ausrüs­tung für das eigene Raum­schiff) verbes­sert werden. Diese „Micro­tran­sac­tions“ reichen von eini­gen Cent bis hin zu virtu­el­len Premium Items, die auch mehr­stel­lige Euro­be­träge kosten können. Mit diesen klei­nen Trans­ak­tio­nen lassen sich gute Umsätze machen, da die Spie­ler­zahl belieb­ter Online-Games in die Millio­nen gehen kann.

Jedem Spie­le­ent­wick­ler ist klar, dass erfolg­rei­che Titel in Zukunft zumin­dest um die Kern­prin­zi­pien dieses Mone­ta­ri­sie­rungs­mo­dells nicht herum kommen. Europa und beson­ders Deutsch­land nimmt eine Vorrei­ter­rolle ein. Deut­sche Spie­le­fir­men haben früh auf das Free-to-Play Modell gesetzt und gegen­über inter­na­tio­na­len Anbie­tern einen Wissens­vor­sprung  darin, was funk­tio­niert und was nicht. In 2012 konn­ten wir beob­ach­ten, dass der Markt der Online­spiele durch den Markt­ein­tritt inter­na­tio­na­ler Konkur­renz härter umkämpft ist denn je.

Spie­ler haben heute eine Riesen­aus­wahl und können bei so gut wie jedem Genre (beispiels­weise Farm-Simu­la­tio­nen) aus einer Viel­zahl von Games wählen. Im letz­ten Jahr hat dies eine Konso­li­die­rungs­phase einge­läu­tet. Große Anbie­ter von Free-to-Play-Games muss­ten Mitar­bei­ter entlas­sen und Spie­le­ti­tel einstel­len. Dies liegt jedoch nicht an dem nach wie vor hervor­ra­gend funk­tio­nie­ren­den Free-to-Play-Busi­ness­mo­del, sondern ist dem stei­gen­den Wett­be­werbs­druck geschul­det. Der zuneh­mende Konkur­renz­druck macht es dabei immer wich­ti­ger, Nischen zu finden und zu beset­zen. Farb­flut Enter­tain­ment macht dies zum Beispiel sehr erfolg­reich mit den Free-to-Play-Online­spie­len „Penner­game“ und „Knast­vö­gel“. Diese Spie­le­ti­tel tref­fen mit ihrem sozi­al­kri­ti­schen Ansatz den Nerv der Spie­ler und zeich­nen sich durch eine über­durch­schnitt­lich lange Spie­ler­treue aus. Das baldige Update von Penner­game auf die Version 2.0 bringt eine Viel­zahl an Verbes­se­run­gen mit sich und wird neue Fans von dem Game über­zeu­gen. Auch Mobi­le­Bits hat mit dem Titel „Soul­Craft“ bereits über eine Million Down­loads erzielt, allein durch virale Effekte. Hier sehen wir großes Poten­tial für die Zukunft.

2. In wie viele Spie­le­ent­wick­ler und Games-Unter­neh­men haben Sie mit iVen­tu­re­Ca­pi­tal schon inves­tiert? Welchen Support können Start-ups und Game Compa­nies von iVen­tu­re­Ca­pi­tal erwarten?

Durch unsere umfang­rei­che Suche nach neuen Invest­ments in der Spie­le­bran­che verfü­gen wir über einen großen Erfah­rungs­schatz im Bereich VC und Games-Invest­ments. In 2012 haben wir mit iVen­tu­re­Ca­pi­tal über 300 Games-Unter­neh­men unter die Lupe genom­men, 60 Unter­neh­men umfas­send evalu­iert und in sieben Unter­neh­men mit jeweils bis zu sieben­stel­li­gen Beträ­gen inves­tiert. Es waren sicher­lich mehr „gute Ideen“ dabei, als die sieben in die wir letzt­lich inves­tiert haben. Leider neigen viele Jung­un­ter­neh­mer zu einer tech­no­lo­gi­schen Verspielt­heit ohne Berück­sich­ti­gung wirt­schaft­li­cher Aspekte. Daher legen wir beson­de­ren Wert darauf, dass ein ausge­reif­tes Geschäfts­mo­dell mit entwe­der einer klaren Stra­te­gie zur Mone­ta­ri­sie­rung exis­tiert oder aber der Bereit­schaft, sie gemein­sam zu erar­bei­ten. Auch reicht eine gute Idee und ein trag­fä­hi­ges Geschäfts­mo­dell alleine nicht aus: ein exzel­len­tes und enga­gier­tes Team, ein Proto­typ mit nach­weis­ba­rer Quali­tät und ersten Erfol­gen (KPIs), sowie eine realis­ti­sche Planung zum Errei­chen des Break-Even inner­halb von zwei bis drei Jahren setzen wir voraus.

Wir bieten nicht nur die Finan­zie­rung, sondern darüber hinaus Erfah­rung im Aufbau erfolg­rei­cher (Inter­net-) Unter­neh­men. Gerade junge Games-Start-ups müssen sich auf die Umset­zung des Kerns einer Idee fokus­sie­ren. Eine klare Stra­te­gie zur Mone­ta­ri­sie­rung erhal­ten daher zum Teil weni­ger Aufmerk­sam­keit als notwen­dig wäre. Unsere Unter­stüt­zung in den verschie­dens­ten Berei­chen wie z.B. Reich­wei­ten­ge­ne­rie­rung, Konver­tie­rung & Bindung von Spie­lern, Vermark­tung und Mone­ta­ri­sie­rung von Spie­len, gemein­same Präsenz bei Veran­stal­tun­gen, SEO und SEM, Billing oder auch admi­nis­tra­tive Unter­stüt­zung, wie Perso­nal­su­che und Buch­hal­tung, wird daher gerne ange­nom­men. — Syner­gie­ef­fekte mit ande­ren Port­fo­lio-Unter­neh­men werden eben­falls gezielt geför­dert. Beispiels­weise wird bei unse­rem nächs­ten Port­fo­lio-Tref­fen das Thema „Mone­ta­ri­sie­rung“ vertie­fend disku­tiert und nach konstruk­ti­ven Ansät­zen gesucht. Alle Spie­le­ent­wick­ler in unse­rem Port­fo­lio profi­tie­ren von der Zusam­men­ar­beit mit dem von uns gegrün­de­ten Perfor­mance Games Network ‚Traf­fic­Cap­tain’, das bei der User-Gene­rie­rung unter­stützt. Einen Exit haben wir bisher noch nicht voll­zo­gen. Ich glaube, Spie­le­ent­wick­ler merken schnell, dass wir eher als Unter­neh­mer handeln und weni­ger als klas­si­sche Investoren.

3. Welche typi­schen Risi­ko­fak­to­ren muss man beachten?

Die Games-Bran­che ist eine der inno­va­tivs­ten Bran­chen über­haupt. Gleich­zei­tig ist die Bran­che Heimat vieler Nerds und Frei­geis­ter. Diese werden auch gebraucht um neue span­nende Spiel­ideen zu entwi­ckeln, bergen jedoch das Risiko, daß die entspre­chende Finan­zie­rung zuwe­nig bedacht wird. Um dieses Risiko zu mini­mie­ren und ihnen zum Erfolg zu verhel­fen, unter­stüt­zen wir Games-Start-ups bei ihren Stra­te­gien und ihren Businessmodells. 

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