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3 Fragen an kluge Köpfe

Droht Schieflage bei Private Equity-Fonds?

Dazu 3 Fragen an Marc-Oliver Knobloch

Vistra GmbH in FFM
Foto: Marc-Oliver Knobloch
21. Dezem­ber 2022

CFOs von Private Funds unter priva­ten Fonds­ma­na­gern geben zu, dass die Infla­tion zu ihren größ­ten Sorgen im kommen­den Jahr gehört. Garett Whiley, geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter von Silver­fleet Capi­tal erklärte, dass Infla­tion, Zins­er­hö­hun­gen und quan­ti­ta­tive Straf­fung in den kommen­den Jahren den größ­ten Einfluss auf den Private Equity-Markt haben könnten. 


Dazu 3 Fragen an Marc-Oliver Knob­loch, Head of Commer­cial bei Vistra GmbH in FFM

1. Stehen wir derzeit vor einer bran­chen­wei­ten Schief­lage von Private Equity-Fonds?
Das halte ich für unwahr­schein­lich. Jede Krise stellt auch eine Chance dar. Gerade die Port­fo­lien von etablier­ten Private Equity-Gesell­schaf­ten (PE) haben sich bereits in der Covid-19-Krise als äußerst robust erwie­sen. Auch die derzei­tige geopo­li­ti­sche Situa­tion in Europa und die Ener­gie­krise werden die Private Equity-Bran­che entspre­chend meis­tern. Es werden auch weiter­hin Fonds aufge­legt und erfolg­reich am Markt plat­ziert. Grund­sätz­lich gehe ich von zwei Entwick­lun­gen in den kommen­den Jahren aus. Erstens, dass Tech­no­lo­gien sowie Einkaufs‑, Produk­ti­ons- und Liefer­ket­ten­pro­zesse noch stär­ker ins Augen­merk der PE-Häuser rücken werden. Hier spre­chen wir von der Opti­mie­rung opera­ti­ver Prozesse, mit denen sich Effi­zi­enz und Kosten­ein­spa­run­gen weiter stei­gern lassen. Zwei­tens denke ich, dass Private Equity-Unter­neh­men verstärkt Zukäufe täti­gen werden, die ihre Port­fo­lien stra­te­gisch ergän­zen. Ziel ist es, Syner­gien unter den Port­fo­lio­un­ter­neh­men herzu­stel­len und so noch besser für Krisen gewapp­net zu sein.
2. Werden auf dem Private Equity-Markt 2023 weni­ger Inves­ti­tio­nen getätigt?
Bei unse­ren Mandan­ten verzeich­ne­ten unsere Tran­sac­tion-Teams bisher nach wie vor eine hohe Anzahl an Inves­ti­tio­nen und Trans­ak­ti­ons­vo­lu­mina. Aller­dings bemer­ken wir im Augen­blick bei Inves­to­ren tatsäch­lich eine gewisse Zurück­hal­tung. Meiner Meinung nach ist das ledig­lich eine Moment­auf­nahme. Ich deute dies als kurze Phase der Markt­be­ob­ach­tung, bevor erneut Inves­ti­tio­nen getä­tigt werden. Die Zeit für PE-Geld­ge­ber ist nach wie vor recht aussichts­reich. Was die Geber-Menta­li­tät von Inves­to­ren angeht, kommt es bei der Inves­ti­ti­ons­ent­schei­dung jedoch auf den Einzel­fall an. Jüngst haben sich die Unter­neh­mens­be­wer­tun­gen oftmals nach oben entwi­ckelt und mach­ten Käufe unat­trak­ti­ver – diese Dyna­mik war für Inves­to­ren mitun­ter nicht nach­voll­zieh­bar. Das aktu­elle Zins­ni­veau korri­giert diesen Trend. Es schwächt die Unter­neh­mens­be­wer­tun­gen wieder ab und macht Unter­neh­men mit der Zeit zu lukra­ti­ven Targets für gedul­dige Inves­to­ren. Große Chan­cen sehe ich derzeit für Inves­to­ren und Port­fo­lio­un­ter­neh­men glei­cher­ma­ßen in den Berei­chen Private Debt und Distres­sed Equity.
3. Gibt es weitere Trends, die sich in der Private Equity-Bran­che für 2023 bereits heute abzeichnen?
Einer­seits sehen wir, dass Inter­na­tio­na­li­sie­rung eine zentrale Rolle spie­len wird. Denn wir gehen davon aus, dass sich der Trend fort­setzt und US-ameri­ka­ni­sche Private Equity-Häuser verstärkt auf dem deut­schen Markt inves­tie­ren werden; Inves­to­ren aus den Verei­nig­ten Staa­ten profi­tie­ren von einem star­ken Dollar. — Ande­rer­seits sehe ich das Poten­tial, dass im kommen­den Jahr eine zuneh­mende Zahl mittel­stän­di­scher Unter­neh­men Private Equity-Kapi­tal als Finan­zie­rungs­op­tion wählen. Stei­gende Zinsen lassen diese Alter­na­tive attrak­ti­ver erschei­nen. Dies sehen wir sehr deut­lich in unse­rer Rolle als Corpo­rate Service Provi­der für zahl­rei­che Mittel­ständ­ler, die wir bei der inter­na­tio­na­len Expan­sion unter ande­rem mit unse­rem Global Payroll- und HR-Services unter­stüt­zen.   Marc-Oliver Knob­loch ist Head of Commer­cial bei Vistra (Deutsch­land) und Mitglied der Geschäfts­lei­tung von Vistra Deutsch­land. Er hat seinen Sitz in unse­rem Frank­fur­ter Büro und ist für den Vertrieb in Deutsch­land verant­wort­lich. Bevor er zu Vistra kam, war Marc-Oliver Head of Sales bei der Credit­s­helf AG, dem ersten börsen­no­tier­ten FinTech-Unter­neh­men in Deutsch­land, das digi­tale Finan­zie­run­gen für kleine und mittel­stän­di­sche Unter­neh­men (KMU) anbie­tet. Davor war er Head of Deal Sourcing bei der Part­ner­Fonds AG, einer Private Equity-Gesell­schaft mit Sitz in München.     

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