ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Berlin ist in — Venture Capital erlebt eine Renaissance

Dazu 3 Fragen an A. Nelle

RAUE LLP
Foto: A. Nelle | RAUE LLP
4. April 2012

Etablierte Venture Capi­tal Firmen wie Early Bird eröff­nen ein neues Büro in Berlin. Nicht nur zahl­rei­che inter­na­tio­nale Künst­ler und Gale­rien zieht es in die Haupt­stadt, auch junge Grün­­der-Teams finden hier bezahl­bare Büro­räume und zugleich siedeln sich immer mehr Venture Capi­­tal-Unter­­neh­­men und „Super-Angels“ in Berlin an. Zwischen Venture Capi­ta­lists, zahl­rei­chen Busi­ness Angels und Grün­der­teams besteht ein inten­si­ves Netz­werk. 20% des Invest­ments deut­scher VC’s flie­ßen in Berli­ner High-Tech-Unter­­neh­­men. — Ist dieser Trend wirk­lich nachhaltig?


Dazu 3 Fragen an Part­ner bei RAUE LLP in Berlin

1. Berlin scheint beson­ders attrak­tiv für Venture Capi­tal-Unter­neh­men gewor­den zu sein. Was ist der Grund dafür?

Wenn man die Unter­neh­mens­grün­der fragt, die nicht nur aus ande­ren deut­schen Städ­ten, sondern häufig auch aus dem Ausland hier nach Berlin kommen, hört man vor allem folgende Gründe für die Stand­ort­wahl: Bezahl­ba­rer Büro- und Wohn­raum, Kontakt- und Austausch-möglich­kei­ten mit einer großen Zahl ähnli­cher neu gegrün­de­ter Unter­neh­men in unmit­tel­ba­rer Nach­bar­schaft. Außer­dem gibt es ein dich­tes Netz­werk von finan­zie­ren­den Busi­ness Angels, die meis­tens selbst bereits Grün­dungs- und Exit-Erfah­rung haben. Es gibt viele quali­fi­zierte poten­ti­elle Mitar­bei­ter, die gern in Berlin leben und arbei­ten und last but not least ist es die Lebens­qua­li­tät der Stadt, die in den letz­ten Jahren weiter zuge­nom­men hat.

Die genann­ten Fakto­ren sind zudem zum Teil auch selbst­ver­stär­kend, so nimmt die Attrak­ti­vi­tät mit dem Zuzug weite­rer Unter­neh­mer und Unter­neh­men laufend weiter zu.

2. Können Sie Beispiele nennen? (VCs und Invest­ments) — Was ist anders in Berlin?

Die bekann­tes­ten Beispiele kommen sicher­lich aus dem Bereich Inter­net und e‑commerce. Erfolg­rei­che Grün­dun­gen in Berlin sind dort etwa Sound­cloud, wooga, game­du­ell oder Zalando. Aber auch auf ande­ren Gebie­ten, etwa Clean­tech / erneu­er­bare Ener­gien, gibt es Erfolgs­ge­schich­ten. Darüber hinaus haben eine Reihe von Berli­ner VC-finan­zier­ten Unter­neh­men in letz­ter Zeit einen erfolg­rei­chen Exit durch­ge­führt – zum Beispiel Daily­Deal an Google, brands4friends an eBay, City­deal an Grou­pon, kaufDa an Axel Sprin­ger… Neben der schon erwähn­ten Büro­er­öff­nung durch Early­bird sind VCs wie Euro­pean Foun­ders Fund, Vente­gis, Hasso Platt­ner Ventures und Econa seit langem hier vertre­ten, auslän­di­sche Fonds wie Deme­ter Part­ners aus Frank­reich haben hier ihr Deutsch­land-Büro eröff­net. Außer­dem sind die IBB Betei­li­gungs­ge­sell­schaft und die von ihr gema­nag­ten Fonds sehr aktive Co-Inves­to­ren, vor allem im Tech­no­lo­gie­be­reich. Berlin ist zudem auch die Heimat einer Reihe von Wagnis­ka­pi­tal­ge­bern, die das tradi­tio­nelle VC-Modell vari­ie­ren und manch­mal als „Super-Angels“ oder „Company Buil­der“ bezeich­net werden, wie Rocket Inter­net, Team Europe Ventures, Project A und andere. 

3. Ist dieser Trend nach­hal­tig oder nur ein momen­ta­ner Hype?

Vieles spricht dafür, dass dieser Trend nach­hal­ti­ger ist, als die erste — kurze — Blüte von Berlins Startup-Szene um die Jahrtausendwende.

Es bleibt die Frage: Was ist dies­mal anders? — Vor allem die Tatsa­che, dass die meis­ten Grün­dun­gen mit einer viel gerin­ge­ren Anschub­fi­nan­zie­rung auskom­men und die meis­ten Geschäfts­mo­delle inner­halb rela­tiv kurzer Zeit den Cash-Break-Even schaf­fen — oder aufge­ge­ben werden, bevor sie viel Geld verbrannt haben. Die Start­ups sind effi­zi­en­ter und wohl auch profes­sio­nel­ler geworden.

Aber auch die Finan­zie­rung hat sich verän­dert: Viele Grün­der hier in Berlin machen das inzwi­schen nicht zum ersten Mal und die Finan­zie­rung erfolgt häufig zu Beginn durch Busi­ness Angels, die selbst durch Grün­dungs- und Exit-Erfah­rung gegan­gen sind und daher eine Menge eige­nes Know-how mitbrin­gen. Die oben erwähn­ten Super Angels und Company Buil­der indus­tria­li­sie­ren diesen Prozess. Etablierte VC-Fonds sind dabei, sich in dieser Land­schaft neu zu posi­tio­nie­ren und in eini­gen Punk­ten auch ihr Geschäfts­mo­dell anzu­pas­sen. Damit wächst auch die Viel­falt der Finan­zie­rungs­for­men und –struk­tu­ren. Auch das ist ein inter­na­tio­na­ler Trend.

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