ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
Editorials
 

Grusswort 2019

 
Foto: Oscar Jazdowski
FYB 2019

Inno­va­ti­ons­stand­ort Deutsch­land – noch vor zehn Jahren hätte man diese Worte fast ausschließ­lich mit der deut­schen Auto­in­dus­trie, eini­gen Groß­kon­zer­nen oder even­tu­ell noch verein­zel­ten Leucht­turm­pro­jek­ten des hiesi­gen Mittel­stands in Verbin­dung gebracht. Seit­dem hat sich in Bezug auf inno­va­tive Unter­neh­men in Deutsch­land das Spek­trum jedoch enorm gewan­delt: Beispiele erfolg­rei­cher Digi­­tal-Unter­­neh­­men, visio­nä­rer Tech-Pioniere und fort­schritt­li­cher Lösun­gen entdeckt man jetzt nicht mehr nur verein­zelt. Inno­va­tive Unter­neh­men, bahn­bre­chende Ideen und skalier­bare Geschäfts­mo­delle lassen sich in vielen Bran­chen finden, ganz gleich ob im FinTech‑, Heal­th­­Tech- oder Food­­Tech-Sektor, in der Robo­tik, dem M- oder E‑Commerce oder in der Soft­­ware- oder Hardware-Entwicklung.

Und auch die aktu­ells­ten Zahlen für 2018 spre­chen für sich: Deutsch­land verzeich­nete im euro­päi­schen Vergleich hinter Groß­bri­tan­nien die höchs­ten Startup-Inves­­ti­­tio­­nen. Allein im ersten Halb­jahr 2018 flos­sen 2,4 Milli­ar­den Euro Risi­ko­ka­pi­tal in deut­sche Unter­neh­men. Eine ganze Reihe von erfolg­rei­chen Wachs­tums­un­ter­neh­men schaffte es gar, sich dem illus­tren Kreis der deut­schen Unicorns – Unter­neh­men, die eine Markt­be­wer­tung von mehr als einer Milli­arde Dollar erzie­len – anzu­schlie­ßen. Zu den etablier­ten Einhör­nern wie Vorzeige-Unter­­neh­­men wie HelloFresh, Deli­very Hero und Auto1 gesell­ten sich in 2018 unter ande­rem der Hambur­ger Online-Mode­hän­d­­ler About You, der Münch­ner Soft­­ware-Anbie­­ter Celo­nis und der Fern­bus­an­bie­ter Flix­bus. Der Berli­ner Online-Möbel­hän­d­­ler Home24 und der Münch­ner Online-Händ­­ler für Inte­rior Design West­wing sorg­ten während­des­sen mit spek­ta­ku­lä­ren IPOs für Aufse­hen. Mit Wire­card war im August 2018 ein Münch­ner FinTech an der Börse sogar erst­mals mehr wert als die deut­schen Banken.

Ein Grund sich zufrie­den zurück­zu­leh­nen? Nicht ganz. Obwohl der Trend in die rich­tige Rich­tung geht, weisen die Zahlen bei genaue­rem Hinse­hen eine Lücke in der Inves­t­­ment-Land­­schaft auf: Betrach­tet man die Früh­sta­­dien-Finan­­zie­rung an, so ist dieser Bereich vergleichs­weise gut aufge­stellt. Die Häufig­keit der Finan­zie­run­gen nimmt konti­nu­ier­lich zu – teil­weise ange­trie­ben durch staat­li­che oder private Acce­­le­ra­­tor-Programme oder auch Dank spezia­li­sier­ter Inves­t­­ment-Arme von Banken. Doch trotz der soli­den Verfüg­bar­keit von Seed-Inves­­ti­­tio­­nen sind nur wenige natio­nale Fonds in der Lage, im nächs­ten Schritt Inves­ti­tio­nen über fünf Millio­nen Euro zu stem­men. Förder­run­den mit großen Tickets, die die Summe von zehn Millio­nen Euro über­stei­gen, werden zumeist von auslän­di­schen Inves­to­ren geführt. Die Finan­zie­rung über Venture Debt-Kapi­­tal bietet eine Lösung für die beschrie­bene Finan­zie­rungs­lü­cke. Bislang ist das Konzept in Deutsch­land noch unter­re­prä­sen­tiert: Unter­neh­men erhal­ten ein fest­ver­zins­li­ches Darle­hen, das in den meis­ten Fällen als Kapi­tal­spritze für Inves­ti­tio­nen, geplante Über­nah­men oder Expan­sio­nen genutzt wird. Der Vorteil an dieser Inves­ti­ti­ons­art besteht darin, dass die Grün­der kaum Firmen­an­teile abge­ben müssen.

Was ist notwen­dig, um die beschrie­bene Finan­zie­rungs­lü­cke zu füllen und Venture Debt auch endlich in Deutsch­land zum Durch­bruch zu verhel­fen? Aus unse­rer Sicht spie­len hier vor allem drei Para­me­ter eine wich­tige Rolle.

Erfah­rung & Bran­chen-Know-how sind das Funda­ment, denn kein Unter­neh­men wächst genau nach Plan, kein Busi­ness lässt sich mit einem ande­ren verglei­chen. Worauf es in Sachen Finan­zie­run­gen also vor allem ankommt, sind jahre­lange Erfah­rung und brei­tes Bran­chen-Know-how. Aufgrund unse­rer Wurzeln im Sili­con Valley besitzt die SVB zum Beispiel einen klaren Tech­­no­­lo­­gie-Fokus. – Tech­­no­­lo­­gie- und Digi­tal­the­men sind tief in unse­rer DNA verwur­zelt. Wir blicken auf über 35 Jahre Erfah­rung zurück, in denen wir inno­va­tive Unter­neh­men, Konzerne und deren Inves­to­ren dabei unter­stüt­zen, mutige Ideen schnell voran­zu­brin­gen. Über 2.400 Mitar­bei­ter unter­stüt­zen in 15 US-Bundes­­staa­­ten und sechs Ländern – USA, Groß­bri­tan­nien, Irland, China, Israel und Deutsch­land – mit ihrem Know­how die jewei­lige Innovationswirtschaft.

Netz­werke sind der zweite wich­tige Faktor. Oft sind es die persön­li­chen Kontakte, die ein Unter­neh­men wirk­lich weiter­brin­gen – die Quer­ver­bin­dun­gen im eige­nen Netz­werk und das Zusam­men­brin­gen und gegen­sei­tige Vorstel­len der rich­ti­gen Perso­nen zum rich­ti­gen Zeit­punkt. Welt­weit zählen wir als Sili­con Valley Bank über 24.000 Tech­­no­­lo­­gie- und Life Science-Kunden. Rund die Hälfte aller VC-gestüt­z­­ten Tech­­no­­lo­­gie- und Life Science-Unter­­neh­­men in den USA sind Kunden, hinzu kommen zahl­rei­che VC-Firmen. 54 Prozent der US-ameri­­ka­­ni­­schen Venture-Capi­­tal gestütz­ten börsen­no­tier­ten Unter­neh­men waren 2017 SVB-Kunden. 94 Prozent aller von uns verge­be­nen Venture Debts gehen – gemes­sen am Volu­men – an größere Unter­neh­men. Was uns demzu­folge vor allem auszeich­net, sind unser globa­les Netz­werk und guten Bezie­hun­gen zu allen Play­ern der Bran­che, sowohl zu den Unter­neh­men als auch zu ihren (poten­zi­el­len) Investoren.

Der viel­leicht wich­tigste der drei Punkte ist ein Wert, der sich im Gegen­satz zur jahre­lan­gen Erfah­rung oder den Kontak­ten im Netz­werk nicht in Zahlen messen lässt:  Vertrauen. Als Fremd­ka­pi­tal­ge­ber haben wir ein ande­res Verständ­nis für Risi­ko­ein­schät­zun­gen und sind dadurch in der Lage, auf Augen­höhe mit den Unter­neh­men zu kommu­ni­zie­ren. Dieses Verständ­nis und unsere diffe­ren­zierte Risiko-Affi­­ni­­tät resul­tie­ren aus unse­rem spezi­fi­schen Fokus, unse­rem brei­ten inter­na­tio­na­len Netz­werk und dem über Jahr­zehnte gewach­se­nes Bran­chen-Know­how. Basie­rend darauf können wir die Ziele, Bedürf­nisse und Risi­ko­struk­tu­ren inno­va­ti­ver Tech-Unter­­neh­­men en detail verste­hen und entspre­chend unterstützen.

Ich hoffe, durch unse­ren Markt­ein­tritt den Wett­be­werb stark zu moti­vie­ren und dafür zu sorgen, dass sich Venture Debt auch hier­zu­lande zu einem nach­hal­ti­gen Finan­zie­rungs­tool entwi­ckelt. Es bleibt span­nend, wohin sich der Inno­va­ti­ons­stand­ort Deutsch­land in den nächs­ten zehn Jahren entwi­ckeln wird und ich hoffe auf zahl­rei­che inno­va­tive AR/VR‑, Robotik‑, HealthTech‑, FinTech‑, Soft- und Hard­­ware-Unter­­neh­­men “Made in Germany”.

Ich wünsche allen Lesern des Finan­cial Year Book 2019 eine span­nende Lektüre!

Oscar Jazdow­ski

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