ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
Editorials
 

Vorwort der Herausgeberin

 
FYB 2026

Das Infra­struk­tur­pa­ket der Bundes­re­gie­rung hat für viel Aufmerk­sam­keit gesorgt. Viel wich­ti­ger ist jedoch, dass die Inves­to­ren mitt­ler­weile glau­ben, dass es bei der Umset­zung voran geht. Auch die Wirt­schaft hat ihre Schlüsse daraus gezo­gen und eigene Inves­ti­ti­ons­pro­gramme aufge­legt. Das Vertrauen in die Poli­tik hat sich in den Vorstands­eta­gen wieder verbes­sert. Deutsch­lands Equity-Story nimmt lang­sam Fahrt auf.

Man kann nicht erwar­ten, dass ein halbes Jahr, nach­dem das Programm von der Poli­tik ange­kün­digt wurde, schon die Gelder flies­sen. Die Börse jedoch hat dies bereits vorweg genom­men, sie bewegt sich stabil nach oben. Sie gewährt Deutsch­land quasi einen Vertrau­ens­vor­schuß. – Dabei stehen drei Sekto­ren beson­ders imFo­kus: Tech­no­lo­gie, Infra­struk­tur und Vertei­di­gung. Diese dürf­ten am stärks­ten von den stei­gen­den Staats­aus­ga­ben profi­tie­ren. In diesen Berei­chen sind nicht nur hohe Inves­ti­tio­nen zu erwar­ten, sondern auch eine starke M&A‑Aktivität.

Die Vertei­di­gung ist in Europa wieder eine der obers­ten Prio­ri­tä­ten, wobei die Tech­no­lo­gie im Mittel­punkt steht. Dies ermög­licht es Inves­to­ren, von stei­gen­den Budgets und poli­ti­scher Unter­stüt­zung zu profi­tie­ren. Dieje­ni­gen, die sich an den stra­te­gi­schen Zielen Euro­pas orien­tie­ren und sich mit den neuen Regeln ausken­nen, können lang­fris­tige Rendi­ten erzie­len. Der Krieg Russ­lands in der Ukraine hat Europa aus seiner jahr­zehn­te­lan­gen Selbst­zu­frie­den­heit in Vertei­di­gungs­fra­gen aufge­rüt­telt und einen Anstieg der Mili­tär­aus­ga­ben und Inno­va­tio­nen ausge­löst. Die euro­päi­schen Vertei­di­gungs­bud­gets stie­gen im letz­ten Jahr um etwa 17% auf rund 690 Milli­ar­den US-Dollar, und die NATO-Verbün­­de­­ten haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 sogar 5% des BIP für Vertei­di­gung auszugeben.

Die durch den Krieg bedingte Dring­lich­keit und die Ziele der EU hinsicht­lich „stra­te­gi­scher Auto­no­mie” bedeu­ten einen hohen Finan­zie­rungs­be­darf für Systeme der nächs­ten Gene­ra­tion und eine neue Offen­heit gegen­über priva­tem Kapi­tal. Vertei­di­gungs­ak­tien errei­chen neue Höchst­stände, wobei die Venture Capi­tal (VC)-Finanzierung des Sektors im Jahr 2024 trotz eines Rück­gangs der gesam­ten VC-Finan­­zie­rung um 24% gestie­gen ist. Die VC-Finan­­zie­rung für euro­päi­sche Vertei­di­gungs­tech­no­lo­gie erreichte 2024 einen Rekord­wert von 5,2 Milli­ar­den US-Dollar, was etwa 10% der gesam­ten VC-Finan­­zie­rung auf dem Konti­nent entspricht. Die M&A‑Aktivitäten im Vertei­di­gungs­be­reich in Europa stie­gen Anfang 2025 um ca. 35%.

Der Krieg in der Ukraine hat nach Jahr­zehn­ten der Unter­in­ves­ti­tio­nen kriti­sche Lücken in den Berei­chen Luft­ver­tei­di­gung und Muni­tion offen­bart. Jetzt rüstet Europa wieder auf, wobei Deutsch­land, Polen, die nordi­schen Länder und andere ihre Budgets stark aufsto­cken (Deutsch­land +28% im Jahr 2024) und sich um gemein­same Beschaf­fun­gen bemühen.

Um dies zu unter­stüt­zen, haben viele staat­lich geför­derte Orga­ni­sa­tio­nen erheb­li­che Finanz­mit­tel erhal­ten. Der DIANA-Acce­­le­ra­­tor der NATO verfügt über einen neuen Fonds über 1 Milli­arde Euro. Mit dem „ReArm Europe“-Plan der EU stellte die EU-Kommis­­si­ons­prä­­si­­den­­tin Ursula von der Leyen eine Initia­tive vor, die bis zu 800 Milli­ar­den Euro für den Ausbau und die Moder­ni­sie­rung der euro­päi­schen Vertei­di­gung mobi­li­sie­ren soll.¹ Länder in ganz Europa rich­ten neue Inku­ba­to­ren und Fonds ein, und sogar die Schweiz inves­tiert mitt­ler­weile über 7% ihrer Risi­ko­ka­pi­tal­fi­nan­zie­rung in Start-ups im Verteidigungsbereich.

Die Poli­tik ändert auch die Vorschrif­ten, um Inves­ti­tio­nen zu fördern und Anreize zu schaf­fen. Brüs­sel betrach­tet nun die „Vertei­di­gungs­be­reit­schaft“ als Plus­punkt bei der Prüfung von Fusio­nen und Über­nah­men und hat klar­ge­stellt, dass ESG-Krite­rien Vertei­di­gungs­in­ves­ti­tio­nen nicht ausschließen.

Für Private Equity-Inves­­to­­ren, deren Inves­ti­ti­ons­mo­delle und Struk­tu­ren, die grund­sätz­lich auf einem Inves­ti­ti­ons­ho­ri­zont von fünf bis zehn Jahren ausge­legt sind, schafft diese Vorher­seh­bar­keit staat­li­cher Ausga­ben ein außer­ge­wöhn­lich stabi­les Investitionsumfeld.

Im Maga­­zin-Teil unse­rer 23. Ausgabe erwar­ten Sie wieder promi­nente Autoren mit span­nen­den und neuen Themen aus der Finan­­zie­rungs- und Corpo­rate Finance-Indus­­trie. – Quirin Herz (Corpo­rate Venture, Hensoldt AG) erklärt, wie sich der Sektor Defense-Tech in Europa von einer Nische, geprägt von einer von ethi­schen Beden­ken und regu­la­to­ri­schen Hürden, zu einer stra­te­gi­schen Kern-Anla­­ge­klasse für Private Equity und auch Venture Capi­tal entwi­ckelt. Außer­dem, wer die Player sind: Zeiten­wende für Inves­to­ren – Das euro­päi­sche Defense-Tech-Ökosys­­tem als neue Anla­ge­klasse für Private Equity.

Marko Maschek (Marondo Capi­tal) und Gene­ral a.D. Chris­tian Badia (NATO-Kommando für Trans­for­ma­tion) erläu­tern die Entste­hung eines neuen Ökosys­tems und seine Finan­zie­rung, Vertei­di­gung, in den Berei­chen Dual Use und KRITIS: Der Einfluss der Sicher­heits- und Vertei­di­gungs­in­dus­trie („SVI“) auf die deut­sche Wirt­schaft – Inwie­weit kann Privat­ka­pi­tal zur Abschre­ckung beitragen?

Die globa­len Verän­de­run­gen und der Aufstieg von KI haben die Spiel­re­geln der Cyber­se­cu­rity verän­dert. Die Risi­ken sind kriti­scher denn je, gleich­zei­tig eröff­nen sich neue Möglich­kei­ten, die Sicher­heit zu erhö­hen. Arwid Carlo Zang (greenhats) gibt tiefe Einbli­cke in Cyber­se­cu­rity – Die Kunst der Prävention.

Carl-Jan von der Goltz (Maturus Finance) führt aus, Wie der Turn­around 2026 finan­zie­rungs­sei­tig gelin­gen kann, wenn sich Unter­neh­mens­kri­sen häufen, Liqui­di­tät rar ist und Banken Kredit­an­fra­gen sehr kritisch und zurück­hal­tend behan­deln. – Ob Nach­folge, Trans­for­ma­tion oder Expan­sion, nur mit der rich­ti­gen Finan­zie­rung werden die eige­nen Pläne Reali­tät. Doch welche Instru­mente stehen aktu­ell zur Verfü­gung und passen zu welchem Vorha­ben? In einer Über­sicht beschreibt Chris­tian Futter­lieb (VR Equity Part­ner) Welche Finan­zie­run­gen dem Mittel­stand jetzt helfen.

Die Frage, wie Anteile an Private Equity-Fonds im Erbfall oder bei Schen­kun­gen zu bewer­ten sind, gewinnt zuneh­mend an Bedeu­tung. Dr. Chris­toph Ludwig und Dr. Maxi­mi­lian Mayer (beide BLL Braun Leber­fin­ger Ludwig Unger) zeigen die aktu­el­len, praxis­ge­rech­ten Lösungs­an­sätze für Inves­to­ren auf: Erbschaft­steu­er­li­che Aspekte bei der Bewer­tung von Private Equity-Fonds.

Vor einem Jahr hat Dr. Jürgen Michels (Bayern LB) hier sein Basis­sze­na­rio einer zwei­ten Trump-Regie­rung vorge­stellt und die mögli­chen Auswir­kun­gen disku­tiert. Viele seiner dama­li­gen Annah­men zu Zöllen, Einwan­de­rungs­po­li­tik, Ukraine-Krieg, US-Fiskal­­po­­li­­tik sind inzwi­schen Reali­tät gewor­den. Heuer lautet sein Ökono­mi­scher Ausblick: Es bleibt unge­müt­lich. – Er sagt vorher, dass mit keiner „Norma­li­sie­rung“ in den USA zu rech­nen ist, daß die geopo­li­ti­schen Konflikte anhal­ten werden, aber Europa gestärkt aus der Krise hervor­ge­hen kann.

Das FYB 2026, in seiner 23. Ausgabe, erfreut sich weiter­hin großer Beliebt­heit. Sie finden auch Einträge auslän­di­scher PE-Unter­­neh­­men, die im FYB Finan­cial Year­book und auf dem deut­schen Markt präsent sein wollen. Wir bieten Ihnen einen Über­blick über PE- und VC-Firmen, Pivate Debt- und Mezza­­nine-Anbie­­ter, Fund of Funds, kompe­tente Anwalts­kanz­leien, sowie Corpo­rate Finance-Spezia­­lis­­ten, Unter­­neh­­mens- und Perso­nal­be­ra­ter und Netz­werke etc. – Das FYB 2026 bleibt weiter­hin das führende Nach­schla­ge­werk für alter­na­tive Finan­zie­run­gen in Deutsch­land. Lesen Sie regel­mäs­sig inter­es­sante Nach­rich­ten auf www.fyb.de.

Herz­lichst, Ihre

Tatjana Ande­rer

 

1) https://www.europarl.europa.eu/RegData/etudes/BRIE/2025/769566/EPRS_BRI(2025)769566_EN.pdf

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