ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Mehr Corporate Venture Capital in Sicht

Dazu 3 Fragen an F. Müller Veerse

Carta­gena Capital
Foto: F. Müller Veerse | Carta­gena Capital
13. Februar 2013

Corpo­rate Venture Capi­tal (CVC)-Gesellschaften sind Toch­ter­ge­sell­schaf­ten von Groß­un­ter­neh­men, die für den Mutter­kon­zern stra­te­gi­sche Invest­ments täti­gen — meist in Anleh­nung an dessen Kern­ge­schäft. Die Möglich­keit durch Corpo­rate Venture Capi­tal Märkte und Tech­no­lo­gien beob­ach­ten zu können, die oft als “window on tech­no­logy” bezeich­net wird, gestat­tet es großen Unter­neh­men Inno­va­tio­nen und Tenden­zen früh­zei­tig zu erken­nen und die eigene Stra­te­gie danach auszu­rich­ten. – Es gibt viel mehr CVC-Gesel­l­­schaf­­ten als noch vor weni­gen Jahren. Was macht diesen Trend aus? 


Dazu 3 Fragen an Mana­ging Part­ner von Carta­gena Capi­tal in München

1. Es scheint mehr Corpo­rate Venture Capi­tal (= CVC) für frühe Finan­zie­rungs­run­den zur Verfü­gung zu stehen als früher. Wer sind die Player respek­tive die Geld­ge­ber? Welche Lücke wollen sie füllen?

Mehr und mehr große Unter­neh­men haben erkannt, daß ein Ventures Capi­tal-Arm nicht nur eine stra­te­gi­sche Kompo­nente bietet, um möglichst früh Zugang zu zukunfts­wei­sen­den Tech­no­lo­gien zu erhal­ten, sondern auch finan­zi­elle Returns erwirt­schaf­ten kann. Mit CVC lassen sich beide Ziele oft opti­mal kombinieren.

Es gibt  mehr Corpo­rate Venture Capi­tal in den letz­ten Jahren, die die immer größer werden Finan­zie­rungs­lü­cke schlies­sen können, die sich nach der Seed- und Früh­pha­sen­fi­nan­zie­rung in Deutsch­land verstärkt auftut. Grund dafür ist die rela­tiv gute Versor­gung mit Kapi­tal in der frühen Phase durch Busi­ness Angels und den HTGF, Bayern Kapi­tal, etc. Doch für die danach notwe­ni­gen Finan­zie­rungs­runde gibt es immer weni­ger tradi­tio­nelle VCs, die genü­gend Kapi­tal bereit­stel­len können.

Carta­gena Capi­tal ist zum Beispiel seit Anfang 2011 als globa­ler Deal-Sourcing-Advi­sor von Tele­fo­nica Ventures aktiv. Das ist der CVC-Arm der spani­schen Tele­fo­nica, der bislang haupt­säch­lich in den USA und Israel inves­tiert hat. Das ist für uns sehr inter­es­sant, insbe­son­dere, wenn man bedenkt, Tele­fo­nica haupt­säch­lich in Europa und Latein­ame­rika als Anbie­ter von Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­dienst­leis­tun­gen tätig ist. Zu diesem Zweck hat die Tele­fo­nica-Gruppe aber noch eine Funds-Fami­lie von über € 300m unter dem Namen ‘Amerigo’ in Brasi­lien, Kolum­bien, Chile und Spanien aufge­legt, um in den Kern­län­dern stär­ker aktiv zu sein. Zusätz­lich gibt es auch noch den Inku­ba­tor ‘Wayra’ in 14 Städ­ten, darun­ter Ende 2012 seine Tore in München eröff­net hat.

2. Stehen bei den Corpo­rate VCs bestimmt Bran­chen im Vordergrund?
Wir sehen im Bereich CVC natür­lich erst einmal die Bran­chen, die im Tech­no­lo­gie-Segment unter­wegs sind. Tradi­tio­nell haben die Spie­ler aus der Tele­kom-Bran­che (T‑Venture, Voda­fone Ventures, Tele­fo­nica Ventures, Qual­comm Ventures), aus den Berei­chen Ener­gie (Siemens Ventures Capi­tal, Yellow&Blue, das ist der VC-Arm des hollän­di­schen Ener­gie­ver­sor­ger Nuon aus der Vatten­fall –Gruppe), Green­coat Capi­tal (früher Novus­mo­dus, CVC des irischen Ener­gie­ver­sor­gers ESB) und Chemie (Evonik, BASF Venture Capi­tal, etc.) Corpo­rate Venture Funds aufge­legt. Natür­lich ist auch die Medi­en­bran­che sehr aktiv im CVC-Bereich, z.B.: Pro7Sat1 Ventures, DuMont Ventures, DLD Ventures (der Invest­ment­arm von Burda). Viel­fach inves­tie­ren CVCs sowohl direkt in Unter­neh­men, als auch indi­rekt als Fund-in-Fund-Inves­tor in andere VC-Funds, um einen größe­ren geogra­phi­schen Radius zu erreichen.
3. Gibt es geogra­phisch unter­schied­li­che Entwick­lun­gen, z.B. in USA gegen­über Europa oder Deutschland?

Sicher­lich unter­schei­den sich die Invest­ment­stra­te­gien der einzel­nen Unter­neh­men mit CVC Akti­vi­tä­ten sehr, aber ich glaube nicht, dass es sich primär um eine geogra­phi­sche Diffe­ren­zie­rung handelt. Die einzige Ausnahme ist viel­leicht Frank­reich, wo es mehr und mehr Multi-Corpo­rate Venture Capi­tal-Funds zu geben scheint. Bisher etwa Aster Capi­tal, der VC Fund von Schnei­der Elec­tric, Alstom and Rhodia. — In letz­ter Zeit scheint es auch Bestre­bun­gen von Unter­neh­men unter­schied­li­cher Bran­chen zu geben, gemein­same VC-Funds aufzu­le­gen. Im Übri­gen gibt es Funds von globa­len Firmen wie Google Ventures, die z.B.  ausschliess­lich in den USA  inves­tie­ren mit durch­schnitt­li­chen Tickets von unter $1m. Natür­lich akqui­riert Google nach wie vor klei­nere euro­päi­sche Unter­neh­men, aber Direkt­in­ves­ti­tio­nen als Minder­heits­be­tei­li­gun­gen sind eine Seltenheit.

Inter­es­sant ist auch die Invest­ment­stra­te­gie von Funds wie 3M New Ventures oder des BMW iVen­tures. Als globa­ler, aber ursprüng­lich US-basier­ter Konzern, hat 3M von München aus seine VC-Akti­vi­tä­ten welt­weit ausge­rollt. Das ist unge­wöhn­lich, wo doch die USA als das Geburts­land des Venture Capi­tal gilt. Auf der ande­ren Seite hat der Münche­ner Auto­mo­bil­her­stel­ler  BMW seinen iVen­tures Fund in den USA ange­sie­delt – und zwar nicht im Sili­con Valley oder in Boston, sondern in New York mit seiner sonst eher medi­en­las­ti­gen Prägung als Sili­con Alley. Zusam­men­fas­send lässt sich sagen, dass in einer zuneh­mend globa­li­sier­ten Welt der Venture Fund eines globa­len Unter­neh­mens in allen Haupt­märk­ten aktiv sein muss, unab­hän­gig von seinem Headquarter.

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