ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Wertewandel in der Private Equity-Industrie

Dazu 3 Fragen an Dominique Senequier

ARDIAN
Foto: Domi­ni­que Senequier
6. Dezem­ber 2017

Die Digi­ta­li­sie­rung und die damit verbun­dene Disrup­tiom betrifft mitt­ler­weile die gesamte Fonds­bran­che. Das bezieht sich nicht nur auf Anlage- und Geschäfts­mo­delle, Vertrieb, Report­ing, sons­tige Dienst­leis­tun­gen, etc. Jede Stufe der Wert­schöp­fungs­kette im Fonds­sek­tor wird auf den Prüf­stand gestellt. Dabei erhebt sich die Frage, welche Werte bei diesem Wandel für Verbes­se­run­gen im eige­nen Geschäfts­mo­dell zu nutzen sind.


Dazu 3 Fragen an Presi­dent von ARDIAN in Paris (Frank­reich)

1. Welche Trends beob­ach­ten Sie in der Private Equity-Industrie?

Der vorherr­schende Trend in der Private Equity-Bran­che geht in Rich­tung Größe. Mit der wach­sen­den Anzahl und den gestie­ge­nen Volu­mina der Fonds ist auch das verwal­tete Vermö­gen der größ­ten Asset Mana­ger in den vergan­ge­nen Jahren erheb­lich gewach­sen. Zwischen 2013 und 2017 ist das verwal­tete Vermö­gen von Ardian von $36 Milli­ar­den auf $65 Milli­ar­den gestie­gen, gleich­zei­tig stieg die Anzahl der Mitar­bei­ter um 62 Prozent, von 290 auf 470. Es handelt sich bei diesem Phäno­men jedoch nicht um ein Ardian-spezi­fi­sches – es betrifft die gesamte Bran­che. Nach Schät­zun­gen von Preqin beschäf­tigt die Private Equity- Indus­trie heute über 50 Prozent mehr Mitar­bei­ter als noch vor zehn Jahren. Glei­cher­ma­ßen stieg die durch­schnitt­li­che Fonds­größe seit 2000 um den Faktor 2,4 auf $517 Millio­nen im Jahr 2017.

Diese verän­der­ten Dimen­sio­nen bergen aber auch Heraus­for­de­run­gen, insbe­son­dere mit Blick auf die Menschen, die die Bran­che beschäf­tigt. Um das Wachs­tum unse­rer Indus­trie weiter zu fördern sowie starke und nach­hal­tige Invest­ment-Gesell­schaf­ten aufzu­bauen, ist es vor diesem Hinter­grund von
essen­zi­el­ler Bedeu­tung, den Fokus auch auf Werte, Tugen­den und den Menschen an sich zu legen.

2. Worin besteht die Kunst, eine solide Invest­ment-Gesell­schaft aufzu­bauen, so wie Sie es bei Ardian geschafft haben?

Private Equity ist in erster Linie ein „People’s Busi­ness”. Um eine starke Invest­ment-Gesell­schaft aufzu­bauen und nach­hal­tig Erfolg zu erzie­len, ist es unab­ding­bar, die besten Mitar­bei­ter zu gewin­nen und zu halten. Um die euro­päi­sche Private Equity-Bran­che als einen Akteur der Welt­wirt­schaft auch künf­tig zu stär­ken, müssen wir weiter in unsere Mitar­bei­ter inves­tie­ren, insbe­son­dere in die junge Gene­ra­tion. Ardian wurde von jungen und ambi­tio­nier­ten Menschen aufge­baut, die mit dem Unter­neh­men gewach­sen sind. Das „Projekt Ardian“ hat sie zusam­men­ge­schweißt und auch für die nächste Manage­ment-Gene­ra­tion ist nicht nur Geld eine Moti­va­tion. Bei Ardian über­tra­gen wir stets große Verant­wor­tung an junge Talente und diese auf den ersten Blick kühne Wette hat sich für uns als sehr erfolg­reich erwiesen.

3. Warum rücken Sie das Prin­zip oder besser gesagt den Wert „Verant­wor­tung teilen“ so weit in den Vordergrund?

Wir müssen sicher­stel­len, dass die Werte unse­rer wach­sen­den Indus­trie im Einklang mit denen der „Millenium“-Generation stehen, denn sie sind unsere Geschäfts­füh­rer von morgen. In diesem Sinne ist es wich­tig, Werte zu leben, Diver­si­tät anzu­neh­men, Jugend zu fördern und zu teilen. Oder um es kurz zu machen: den Menschen in den Mittel­punkt zu stellen.
Die euro­päi­sche Private Equity-Bran­che blickt in eine viel­ver­spre­chende Zukunft und sie verfügt über groß­ar­tige Wachs­tums­per­spek­ti­ven. Für ein weite­res nach­hal­ti­ges Wachs­tum müssen Private Equity-Unter­neh­men jedoch ihre Werte weiter­ent­wi­ckeln und ihre Rolle als verant­wort­li­che Akteure in der Gesell­schaft ausfüllen.

 

(s.u.)

 

Über Domi­ni­que Senequier

Senequier studierte Wirt­schafts­wis­sen­schaf­ten an der Ecole Poly­tech­ni­que; DEA, Univer­si­tät von Paris (Frank­reich). Sie war eine der ersten sieben Frauen, die 1972 an der École Poly­tech­ni­que imma­tri­ku­liert wurden, dem ersten Jahr, in dem dort auch Frauen zum Studium aufge­nom­men wurden. Sie besitzt einen weiter­füh­ren­den Abschluss in Banking und Mone­tary Econo­mics der Univer­si­tät von Paris Sorbonne. Danach war sie Direk­to­rin von Hewlett-Packard, ein Posten, von dem sie im März 2012 zurück­trat. Seit­her ist sie Geschäfts­füh­re­rin von Ardian (ehemals Teil des AXA-Versi­che­rungs­kon­zerns). Ardian beschäf­tigt 300 Mitar­bei­ter, die 50 aktive Fonds verwalten.

Senequier wurde im August 2011 auf Platz 98 der Liste der 100 mäch­tigs­ten Frauen der Welt des Maga­zins Forbes geführt. Im Jahr 2009 belegte sie auf der glei­chen Liste Rang 50. Domi­ni­que Senequier wurde 2012 zur Ritte­rin der Ehren­le­gion ernannt.

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