ALTERNATIVE FINANZIERUNGSFORMEN
FÜR UNTERNEHMER UND INVESTOREN
3 Fragen an kluge Köpfe

Industry 4.0 relevant für Private Equity?

Dazu 3 Fragen an Marko Maschek

PINOVA Capi­tal
Foto: Marko Maschek
28. Okto­ber 2015

Indus­trie 4.0 (I4.0)-Anwendungen sind auf dem Vormarsch. Bis 2020 will die deut­sche Indus­trie 40 Milli­ar­den Euro pro Jahr in Anwen­dun­gen von Indus­trie 4.0 inves­tie­ren. Laut einer Studie von Price­Wa­ter­house Coopers und Strategy&-Studie vom Okto­ber 2014 arbei­ten zwei Drit­tel der befrag­ten Unter­neh­men bereits aktiv an der Digi­ta­li­sie­rung und Vernet­zung ihrer Wert­schöp­fungs­kette. Worin liegt hier die Rele­vanz für die Private Equity-Industrie?


Dazu 3 Fragen an Grün­dungs­part­ner von PINOVA Capi­tal in München

1. I 4.0 ist ein viel­dis­ku­tier­tes Thema, erklä­ren Sie uns bitte, was Sie darun­ter verstehen.
Das Thema ist in der Tat en-vogue und erhält viel Coverage in den Medien. Mein Eindruck ist auch, dass es in der Poli­tik ange­kom­men ist, wo es Ängste schürt. Es gibt unter­schied­lich Bezeich­nun­gen, die gebräuch­lichs­ten sind „Inter­net of Things“ (IoT), „Indus­try 4.0“ oder auch „Digi­tale Trans­for­ma­tion“. Letz­te­res wird oft im Zusam­men­hang mit Mittel­ständ­lern verwen­det. Die beste Defi­ni­tion kommt meiner Ansicht nach von Prof. Kager­mann (AcaTech): I4.0 ist die Vernet­zung von Maschi­nen und Lager­sys­te­men über globale Cyber Physi­cal Systems, wobei ein Bauteil seinen Produk­ti­ons­weg selbst steu­ert. Das Ziel ist das Herstel­len von indi­vi­dua­li­sier­ten Produk­ten der Losgrösse eins. Das Thema Vernet­zung von Produk­ti­ons­mit­teln ist nicht neu. Das gab es schon zu meinen Studi­en­zei­ten und wurde unter der Bezeich­nung CIM = Compu­ter Inte­gra­ted Manu­fac­tu­ring thema­ti­siert. Die Zeit war damals noch nicht reif und die Tech­no­lo­gie ist wieder in der Versen­kung verschwun­den. I4.0 ist aber ein nicht aufzu­hal­ten­der Mega­trend, der alle Indus­trie­seg­mente und Unter­neh­men tangiert.
2. Warum ist das Thema für Private Equity (PE) interessant?
Im Gegen­satz zu CIM ist bei I4.0 Tech­no­lo­gie nur ein Baustein. Viel wesent­li­cher ist der Kunden­fo­kus, die sich daraus ergibt. Da jetzt Daten in Echt­zeit zur Verfü­gung stehen, wird es möglich soge­nannte „Smart Services“ rund um die Produkte zu kreieren und die Wert­schöp­fungs­kette zu erwei­tern. Über­haupt verschwim­men die Gren­zen zwischen Produk­ten und Dienst­leis­tun­gen, das eröff­net gerade für Mittel­ständ­ler enor­mes Poten­tial, ist aber auch mit Risi­ken verbun­den. PEs haben im Allge­mei­nen 5 Jahre Zeit um eine Port­fo­lio- Firma für den Verkauf „fit“ zu machen. Das Wert­stei­ge­rungs­in­stru­men­ta­rium der PEs umfasst drei Dimen­sio­nen (1) Multi­ple Arbi­trage, (2) Wachs­tum und damit verbun­den Stei­ge­rung der Profi­ta­bi­li­tät und (3) Abbau von Fremd­ka­pi­tal. Der erste Punkt ist im klas­si­schen PE eher speku­la­tiv, die Beto­nung liegt auf den Wert­stei­ge­rungs­he­beln (2) und (3). I4.0 versetzt nun das Port­fo­lio- Unter­neh­men in die Lage, dem Kunden eine Lösung zu verkau­fen und nicht nur ein Produkt. Gelingt es, das Geschäfts­mo­dell einer mittel­stän­di­schen Port­fo­lio- Unter­neh­mung um Smart Services zu erwei­tern, kann das auf alle Wert­stei­ge­rungs­he­bel einen posi­ti­ven Einfluss haben.
3. Rele­vanz für die PE- Bran­che? Wo gibt es konkrete Chan­cen, wo liegen die Risiken?
Mittel­ständ­ler haben meiner Ansicht nach eine gute Posi­tion I4.0 umzu­set­zen, weil sie – im Gegen­satz zu Corpo­ra­tes – flexi­bel agie­ren können. I4.0 gehört auf die Agenda eines Finanz­in­ves­tors genau wie Prozess- oder Kosten­op­ti­mie­rung. Schon vor dem Invest­ment sollte ein PE, über­le­gen, wie er mit diesem Aspekt umgeht. Das sollte im Invest­ment Memo­ran­dum und im 100 Tages- Plan mit konkre­ten Imple­men­tie­rungs­schrit­ten nieder­ge­legt sein. Die Chan­cen wurden oben beschrie­ben, Risi­ken sehe ich im Wesent­li­chen im Mind­set des Manage­ments. Oft sind Port­fo­lio­fir­men Produkt-Unter­neh­men, das heißt, das Kreieren von Smart Services ist Neuland für den Mittel­ständ­ler. Hier wird zusätz­li­ches Perso­nal benö­tigt, unter Umstän­den sogar eine neue Aufstel­lung der Orga­ni­sa­tion. Es kommt hinzu, dass viele der klas­si­schen Mittel­ständ­ler eigent­lich „analoge“ Unter­neh­mun­gen sind, die bezüg­lich IT- Einsatz Nach­hol­be­darf haben, ganz zu schwei­gen von der Umset­zung eine I4.0- Agenda. Hier liegt meiner Ansicht nach das Haupt­ri­siko: der Verlust der Kunden­bin­dung. Sie können das im Banken­be­reich durch den Aufstieg von klei­nen Dienst­leis­tern, den FinTechs, sehen. Extrem flexi­bel agie­rende Dienst­leis­ter können den Mittel­ständ­ler von der Pole-Posi­tion am Kunden verdrän­gen. In der Konse­quenz werden seine Produkte und am Ende er selbst „Commo­dity“. Darüber hinaus erge­ben sich zwangs­läu­fig Risi­ken durch die Öffnung von Unter­neh­mens­netz­wer­ken. Hier wird eine sinn­volle IT – Secu­rity Stra­te­gie beim Port­fo­lio-Unter­neh­men benötigt. 
 

Über Marko Maschek 

Vor Grün­dung der PINOVA war Marko Maschek zehn Jahre bei 3i in Deutsch­land und in den USA, zuletzt als Part­ner im Bosto­ner Büro, tätig. Er war dort für Small Cap Invest­ments in den Berei­chen Umwelt­tech­no­lo­gie, Halb­lei­ter und neue Mate­ria­lien verant­wort­lich. In seiner Zeit bei 3i tätigte Marko Maschek 19 Invest­ments, war in zahl­rei­chen Aufsichts­gre­mien tätig, verkaufte mehrere Unter­neh­men erfolg­reich an stra­te­gi­sche Inves­to­ren und führte 4 Betei­li­gun­gen an die Börse. Nach einer Offi­ziers­aus­bil­dung arbei­tete Marko Maschek lange Jahre in der Indus­trie, bei Cambridge Consul­tants und Robert Bosch. Bei Bosch entwi­ckelte er mehrere tech­ni­sche Neue­run­gen, die später welt­weit paten­tiert wurden. Marko Mascheks Fami­li­en­hin­ter­grund ist unter­neh­me­ri­scher Natur. Er studierte Elek­tro­tech­nik an der TH Karls­ruhe (Dipl. Ing.) und Infor­ma­tik an der INSA Lyon. Darüber hinaus absol­vierte er ein MBA-Studium an der Univer­si­tät von Cambridge.

PINOVA Capi­tal

GmbH ist eine unab­hän­gige Betei­li­gungs­ge­sell­schaft mit Sitz in München mit Fokus auf Eigen­ka­pi­tal­fi­nan­zie­run­gen von stark wach­sen­den, inno­va­ti­ven mittel­stän­di­schen Unter­neh­men im deutsch­spra­chi­gen Raum. Alle PINOVA Part­ner haben einen mittel­stän­di­schen Unter­neh­mer-Hinter­grund und kennen die Chan­cen und Risi­ken von mittel­stän­di­schen Unter­neh­men aus eige­ner, lang­jäh­ri­ger Erfahrung.

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